Gauck fordert Mitbestimmung - und lädt zum Speed-Dating

Berlin (dpa) - Bundespräsident Joachim Gauck hat beim Bürgerfest im Park von Schloss Bellevue zu mehr Mitbestimmung aufgerufen. Etwa 4000 Gäste aus ganz Deutschland waren am Freitag zu dem Fest am Berliner Amtssitz des Staatsoberhaupts geladen - als Dank für ihr ehrenamtliches Engagement.

Durch den Abend führten die TV-Moderatorinnen Dunja Hayali und Barbara Hahlweg. Unter den Gästen aus der Politik waren Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und der Linken-Fraktionschef Gregor Gysi.

Gauck würdigte den Einsatz der Ehrenamtlichen und ermutigte sie zu mehr Selbstbewusstsein. „Wo wir freiwillig Verantwortung übernehmen, sind wir auch zur Mitbestimmung bereit, wir fordern sie nötigenfalls sogar ein“, sagte er. Der Bundespräsident warnte auch davor, freiwilliges Engagement in Zeiten knapper öffentlicher Kassen als Lückenfüller zu missbrauchen.

Ausdrücklich würdigte Gauck das Engagement für die Integration von Zuwanderern und gegen Rechtsradikale. An dieser Stelle seiner Eröffnungsrede wurde Beifall laut. Eingeladen waren am Abend auch Angehörige der Bundeswehr, die bei Einsätzen im Ausland verletzt worden waren. „Sie haben für unser Land alles riskiert, was man riskieren kann“, sagte Gauck.

Der Bundespräsident lud seine Gäste zum Informations- und Meinungsaustausch über ihre praktischen Erfahrungen im bürgerschaftlichen Einsatz ein. Wer in kurzer Zeit eine maximale Zahl von Kontakten knüpfen wollte, war zu einem „Ehrenamts-Speed-Dating“ aufgerufen. Wer nur unterhalten sein wollte, auf den warteten zahlreiche Auftritte auf drei Bühnen, unter anderem von Tatort-Darsteller Miro Nemec, TV-Moderator Eckart von Hirschhausen, Musiker Götz Alsmann und Schauspieler Hannes Jaenicke.

Während der erste Tag des Bürgerfestes den geladenen Gästen vorbehalten war, stehen an diesem Samstag Park und Schloss Bellevue allen interessierten Bürgern offen. Im letzten Jahr zog das Fest am Berliner Amtssitz des Bundespräsidenten rund 15 000 Menschen an. Mit dem ersten Bürgerfest im vergangenen Jahr hatte Gauck mit der Tradition seiner Vorgänger gebrochen. Früher waren vor allem Prominente aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur als Gäste geladen.

Finanziert wird das Bürgerfest zum großen Teil aus dem Haushalt des Bundespräsidenten. Wichtiges Kriterium für die Auswahl der Sponsoren ist nach Angaben des Präsidialamtes das gesellschaftliche und soziale Engagement der Unternehmen.

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