Leben in Warteposition : Flüchtlingskinder in Deutschland
Berlin (dpa) - Viele Flüchtlingskinder leiden in Deutschland darunter, dass sie lange Zeit in Sammelunterkünften mit vielen fremden Menschen auf engem Raum zusammenleben müssen.
Das geht aus der Studie „Kindheit im Wartezustand“ des UN-Kinderhilfswerks (Unicef) hervor, die heute in Berlin vorgestellt wurde. Darin heißt es: „Sie warten auf eine Entscheidung über die Asylanträge der Familie, auf den Arztbesuch, Zugang zu Schulen und Kitas und insbesondere auf eine dauerhafte, geeignete Bleibe.“ Dabei wünschten sich geflüchtete Familien „nichts sehnlicher, als anzukommen und neu zu beginnen“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von Unicef-Deutschland.
Die Autoren der Studie stellten bei der Befragung von Mitarbeitern von Flüchtlingseinrichtungen fest, dass mehr als jeder fünfte Minderjährige über sechs Monate in einer Erstaufnahmeeinrichtung wohnen musste. Die Aufenthaltsdauer in den Gemeinschaftsunterkünften gab ein Drittel der Mitarbeiter mit ein bis drei Jahren an. Problematisch ist laut Studie vor allem eine gemeinsame Unterbringung von Familien zusammen mit alleinstehenden Männern. Eine Nigerianerin berichtete den Autoren, sie habe das Gefühl, ihre siebenjährige Tochter „ständig beschützen zu müssen“, seitdem sie das Badezimmer mit drei jungen Männern teilen müssten. Eine andere Mutter berichtete: „Es gibt einige im Heim, die Kinder angefasst haben.“ Ihre Kinder dürften deshalb nicht mehr draußen spielen.
Kinder, Jugendliche und Eltern beklagen vor allem die Enge, den Lärm, die fehlende Privatsphäre und die schlechten hygienischen Zustände in den Sammelunterkünften. „Das Lernen war da drin überhaupt nicht möglich“, sagte der 15-jährige Ali aus Syrien den Forschern.