Fischer schildert Entfremdung von Schröder

Hamburg (dpa) - Die in Kürze erscheinenden Memoiren von Joschka Fischer offenbaren eine im Winter 2003 wachsende Entfremdung zwischen dem damaligen grünen Außenminister und Bundeskanzler Gerhard Schröder.

Das Verhältnis zwischen den wichtigsten Politikern der rot-grünen Koalition sei damals dermaßen gestört gewesen, dass beide sich gegenseitig mit Rücktritt drohten - so steht es in dem am Montag im „Spiegel“ erscheinenden Vorabdruck von Auszügen des zweiten Teils der Fischer-Erinnerungen („I am not convinced. Der Irakkrieg und die rot-grünen Jahre“). Der Ex-Außenminister schildert darin, wie er mit dem Kanzler über die deutsche Haltung zum drohenden Irak-Feldzug der Amerikaner stritt.

So kritisierte er Schröders Aussagen auf einer Wahlveranstaltung, bei der der Sozialdemokrat eine Zustimmung Deutschlands zu einer Kriegsresolution im UN-Sicherheitsrat ausschloss. „Damit war unser Spielraum im Sicherheitsrat auf null reduziert worden!“, schreibt Fischer. „Durch die Rede des Kanzlers befanden wir uns in einer Situation des Alles oder Nichts, und genau eine solche Lage hatte ich immer vermeiden wollen. Kurzum, ich war bedient, und zwar richtig.“

Es folgten in den Tagen danach laut Fischer „verschiedene längere Vier-Augen-Gespräche“ mit Schröder, in denen der Grünen-Politiker seine Furcht vor einer möglichen Isolation der deutschen Regierung im Sicherheitsrat erläuterte: „Sollte Frankreich und vielleicht auch Russland und China auf unserer Seite sein, so hätten wir kein Problem. Was aber, wenn wir mit unserem Nein am Ende allein mit Syrien dastünden?“ Das persönliche Verhältnis der beiden Koalitionäre litt in dieser außenpolitisch schwierigen Zeit den Fischer-Erinnerungen zufolge erheblich. „Die Fronten zwischen uns verhärteten sich zunehmend", schreibt der Ex-Minister. Die Folge sei „wachsendes Misstrauen“ gewesen.

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