Familie statt Kabinett: Rückzug von Schröder?

Aus den eigenen Reihen gibt es Hinweise auf eine Karrierepause nach der Bundestagswahl.

Berlin. Kristina Schröder (35) ist die erste Bundesministerin, die während ihrer Amtszeit Mutter wurde. Fragt man die CDU-Bundesfamilienministerin nach ihren politischen Zielen, dann steht die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ganz oben auf ihrer Agenda. Und nun — so soll aus der hessischen CDU-Führung kolportiert worden sein — wolle Schröder dem neuen Kabinett nicht mehr angehören. Das gelte unabhängig von dem Ausgang der Bundestagswahl. Der Spagat zwischen Mutterrolle und Ministeramt sei einfach zu hart und das Muttersein für Schröder viel zu wichtig, wollen Insider aus der CDU wissen.


Gescheitert an den eigenen Ansprüchen? „Kein Kommentar“, heißt es dazu aus ihrem Ministerium wie aus dem Kanzleramt. Bei einem Besuch der Kindertagesstätte „Regenbogenland“ gestern in Erfurt huschte Schröder wortlos an den Reportern vorbei.
Doch wer das besondere Spannungsverhältnis zwischen Schröder und ihrem hessischen CDU-Landesverband kennt, sieht in der Botschaft eher vergiftete Pfeile ihrer Parteifreunde, denn das Bild einer fürsorglichen Mutter, die ihre Politkarriere zugunsten der Familie opfern will. Immerhin versichert Hessens Ministerpräsident und CDU-Landeschef Volker Bouffier jedoch: „Die CDU Hessen steht zu Frau Schröder und unterstützt sie in ihrer Arbeit als Ministerin.“ Aus der hessischen CDU-Spitze habe sich niemand zu ihr geäußert.


Wie alle CDU-Ministerinnen war Schröder anfangs auf Distanz zur CSU-Forderung nach Einführung eines Betreuungsgeldes gegangen — und verärgerte damit auch die Konservativen in der CDU. Den Gesetzentwurf dazu legte sie eher pflichtschuldigst vor. Und auch in der Auseinandersetzung mit ihrer Kabinettskollegin Ursula von der Leyen (CDU) um eine gesetzliche Frauenquote bekam Schröder für ihr alternatives Modell einer „Flexi-Quote“ wenig Rückendeckung.


Als Merkel im November 2009 die hessische CDU-Abgeordnete Schröder plötzlich zur Bundesministerin machte, fiel die Entscheidung am damaligen CDU-Landeschef Roland Koch vorbei. Die Kanzlerin wollte vor allem eins: Ruhe in der Familienpolitik, nachdem Schröders Amtsvorgängerin von der Leyen das politische Credo der Union in diesem Bereich innerhalb von nur vier Jahren vom Kopf auf die Füße gestellt hatte.

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