Fahrlehrer: Neues Punktesystem begünstigt Raser

Osnabrück (dpa) - Die deutschen Fahrlehrer halten das neue Punktesystem für Verkehrssünder für unfair. „Bauchmerzen bereitet mir, dass es jetzt egal sein wird, ob jemand mit mehr als 80 durch einen Ort fährt, oder gar mit 150 Sachen durchbrettert.“

Das sagte der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände (BVF), Gerhard von Bressensdorf, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Er begrüßte die geplante Vereinfachung des Punktesystems zwar generell, kritisierte aber eine mangelnde Gerechtigkeit, da schwerwiegende Delikte wie eine hohe Geschwindigkeitsübertretung oder die Tötung eines kleinen Kindes mit nur zwei Punkten geahndet werden sollen. „Die Menschen müssen doch auch das Gefühl haben, dass es fair zugeht“, sagte er. „Letztlich ist es durch das neue System doch möglich, dass Raser begünstigt werden.“

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat seine Reformpläne für die Verkehrssünderdatei in Flensburg am Dienstag vorgestellt. Er will die bisherige Einstufung der Delikte mit bis zu sieben Punkten stark vereinfachen. So soll es künftig nur noch zwei Kategorien geben: je nach Schwere des Vergehens ein oder zwei Punkte. Dafür soll der Führerschein künftig schon nach 8 und nicht wie bisher nach 18 Punkten entzogen werden. Punkte sollen künftig zudem länger gespeichert werden.

Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, geht davon aus, dass die Neuregelung zu mehr Verkehrssicherheit führen wird. „Das Punktesystem wird klar auf gefährliches Verhalten im Straßenverkehr konzentriert“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. Sollten die Autofahrer ihr Verhalten nicht ändern, rechnet Wendt damit, dass es anfangs zu zehn Prozent mehr Fällen von Führerscheinentzug kommen wird. „Dann wird sich die Verkehrsdisziplin durch das neue Punktesystem verbessern, die Zahl der Unfälle zurückgehen.“

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