Evangelische Kirche: Neuer Präses Rekowski vor Herausforderungen

Wuppertaler übernimmt Spitzenamt von Nikolaus Schneider.

Düsseldorf. „Schauen Sie freundlich, singen Sie kräftig, und schalten Sie bitte Ihre Mobiltelefone aus.“ Letzte Regieanweisungen, bevor der Gottesdienst in der Düsseldorfer Johanneskirche live auf Sendung geht.

Auf diesem Wege konnten am Sonntag zahlreiche Mitglieder und Freunde der Evangelischen Kirche im Rheinland, die sich über vier Bundesländer erstreckt, die Amtseinführung des neuen Präses Manfred Rekowski (55) und gleichzeitig den Abschied von Nikolaus Schneider (65) miterleben.

Die Männer, denen das Hauptaugenmerk galt, rissen einen Spannungsbogen auf. Ging der eine in seiner ersten Predigt als Präses auf Zeitreise in die biblische Geschichte und stellte der Gemeinde den Gekreuzigten vor Augen, so rührte der andere in letzten persönlichen Worten noch einmal an Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) dankte Nikolaus Schneider — von kräftigem Applaus unterbrochen — als einem, der sich für die Menschen im Land einsetze und dem soziale Gerechtigkeit eine „Herzenssache“ sei. Wertschätzende Worte adressierte der Erzbischof von Köln Joachim Kardinal Meisner an den Kirchenmann: für „gute ökumenische Nachbarschaft“. An Rekowski gewandt fügte er hintersinnig hinzu: „Man sagt gelegentlich: Es geht nichts über einen schlechten Vorgänger. Diese Gnade ist Ihnen nicht zuteil geworden.“

Der derart Gelobte ist bereits nach Berlin umgezogen und wird sich bis 2015 „in einem modernen Verständnis von Ruhestand“ um die Angelegenheiten der Evangelischen Kirche in Deutschland kümmern. Sein EKD-Ratsvorsitz ist ein Ehrenamt.

Auf Rekowski, den in der Öffentlichkeit bislang wenig bekannten Theologen aus Wuppertal, warten derweil vor Ort große Herausforderungen. Die rheinische Kirche muss sich auf weiter sinkende Mitgliederzahlen einstellen, die der demografische Wandel, aber auch der Umbruch des religiösen wie sozialen Lebens mit sich bringen.

Tief sitzt zudem der Schock über skandalöse Anlagegeschäfte eines kircheneigenen Unternehmens, für dessen Rettung die Kirche mehr als 20 Millionen Euro vom Ersparten nehmen musste. Krisenbewältigung wird ein Schwerpunkt sein.

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