EU-Vergleich: Strom bleibt in Deutschland am teuersten

Nirgendwo in der EU zahlen die privaten Haushalte einen so hohen Strompreis wie in Deutschland. Und bald wird es noch teurer.

 Verbraucher müssen hierzulande im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 30,48 Cent je Kilowattstunde besonders tief in die Tasche greifen.

Verbraucher müssen hierzulande im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 30,48 Cent je Kilowattstunde besonders tief in die Tasche greifen.

Foto: dpa

Düsseldorf. Nirgendwo in der EU zahlen die privaten Haushalte einen so hohen Strompreis wie in Deutschland. Wie Zahlen der Statistikbehörde Eurostat belegen, mussten die Verbraucher hierzulande im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 30,48 Cent je Kilowattstunde besonders tief in die Tasche greifen. Auf den nächsten Plätzen folgten Dänemark (30,30 Cent) und Belgien (28,38 Cent). Am anderen Ende der EU-Skala rangierte Bulgarien mit 9,69 Cent. Im europäischen Durchschnitt kostete die Kilowattstunde 20,45 Cent.

Dass Deutschland den Spitzenplatz in den nächsten Jahren abgibt, ist nicht zu erwarten. „Ich gehe davon aus, dass der Strompreis weiter steigt“, sagte Christina Wallraf, Energiereferentin bei der Verbraucherzentrale NRW, im Gespräch mit dieser Zeitung. Vor allem der im Zuge der Energiewende notwendige Ausbau der Netze treibe den Preis, so die Expertin. Laut Wallraf fließen nicht nur Milliarden in neue Trassen, um den Windstrom vom Norden in den Westen und Süden zu transportieren. Viel Geld müsse auch für die Steuerung und Verteilung des Stroms ausgegeben werden, der zunehmend aus dezentralen und regenerativen Quellen stamme. 2017 hatte der Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch in Deutschland nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft bereits 36 Prozent betragen.

Für diese politisch gewollte Energiewende wird ein Preis fällig, der in erster Linie von den Verbrauchern zu tragen ist. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Strompreis für private Haushalte mehr als verdoppelt. Nach Einschätzung des Verbraucherportals Finanztip.de liegt das vorrangig an steigenden Steuern, Abgaben und Umlagen. Sie machen inzwischen 57 Prozent des Strompreises aus.

Besonders ins Gewicht fällt neben der Mehrwertsteuer die EEG-Umlage. Sie dient dazu, die nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gewährte Förderung von Ökostrom zu finanzieren. 2018 beträgt sie 6,792 Cent je Kilowattstunde und führt zu Einnahmen von etwa 27 Milliarden Euro.

Trotz dieser festen Belastung können viele Verbraucher beim Strom sparen, indem sie den Anbieter wechseln. Rund 30 Prozent der privaten Haushalte befinden sich noch in der teuren Grundversorgung bei ihren örtlichen Stadtwerken.

Tarifrechner im Internet sind ein praktisches Hilfsmittel, um einen günstigen Anbieter zu finden. Allerdings bergen Vergleichsportale wie Verivox oder Check24, die sich durch Vermittlungsprovisionen und Werbung finanzieren, auch Risiken. Verbraucher sollten die Voreinstellungen der Tarifrechner prüfen. Oft schneiden Anbieter mit Vorkasse besonders gut ab. Nachteil: Der Kunde läuft Gefahr, sein Geld zu verlieren, wenn der Stromverkäufer in die Insolvenz geht. Weitere Falle: Bonuszahlungen gelten meist nur eingeschränkt und erfolgen nicht, wenn der Vertrag innerhalb des ersten Jahres gekündigt wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
BMS - Redakteur Stefan Vetter  in
Endlich Tempo
Bund und Länder wollen „beschleunigen“Endlich Tempo
Zum Thema
Aus dem Ressort