Merkel-Nachfolge „Ein guter Draht mit der Kanzlerin kann nicht schädlich sein“

Tobias Hans (CDU), Ministerpräsident des Saarlands, äußert sich zur Personaldebatte in der CDU.

Tobias Hans (CDU), Ministerpräsident des Saarlands.

Tobias Hans (CDU), Ministerpräsident des Saarlands.

Foto: dpa/Jens Büttner

Herr Hans, droht der CDU jetzt ein Personalhickhack?

Tobias Hans: Nein. Wenn überhaupt, wird es eher ein Wettbewerb von Ideen sein. Vor kurzem noch hat man der Union vorgeworfen, dass sie personell nicht für die Zeit nach Merkel gerüstet sei, von der man immer wusste, dass sie irgendwann kommen musste. Jetzt zeigt sich, dass es offenbar mehrere sehr respektable Bewerber gibt. Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können.

Versteckt sich hinter der Personalentscheidung ein Richtungsstreit? Merkelianer gegen Merzianer?

Hans: Jeder Bewerber verkörpert immer auch eine bestimmte Richtung. Wenn wir Volkspartei sein und bleiben wollen, sind wir gut beraten, einen Vorsitzenden oder eine Vorsitzende zu wählen, die in der Mitte der Gesellschaft steht und alle unsere Wurzeln leben lässt. Dazu zählt das Konservative, das Liberale und das Soziale.

Haben Sie eine Präferenz?

Hans: Es wird nicht verwundern, dass ich mich für meine Amtsvorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer ausspreche …

Bloß weil sie auch Saarländerin ist?

Hans: Nein, sondern weil sie als Generalsekretärin gezeigt hat, dass sie bereit ist, ihre eigene Person hinter die Sache zu stellen. Sie hat ein Staatsamt verlassen, um der Partei zu helfen und hat schon wichtige Beiträge zur inhaltlichen Erneuerung geleistet. Dafür steht sie.

Aber sie ist Ziehkind von Angela Merkel.

Hans: Richtig ist, dass sich Annegret Kramp-Karrenbauer gut mit Angela Merkel versteht. Ein guter Draht der neuen Parteivorsitzenden mit der Kanzlerin kann wahrlich nicht schädlich sein.

Ist der nächste Parteichef automatisch der nächste Kanzlerkandidat der Union?

Hans: Es geht jetzt vordringlich darum, einen neuen Parteivorsitzenden zu wählen. Es ist für uns ein Novum, dass der Kanzler nicht mehr gleichzeitig Parteichef ist. Dieses Experiment sehe ich auch als  Chance, die Partei wieder stärker zu betonen und daran zu arbeiten, dass wir Volkspartei bleiben. Wir müssen wendig bleiben, dürfen dem Zeitgeist aber auch nicht hinterherlaufen, sondern müssen ihn mit bestimmen. Ich sehe uns gut aufgestellt, wenn wir es jetzt schaffen, in einer Zeit des Umbruchs vernünftig miteinander umzugehen und überzeugende Antworten auf die Fragen zu geben, die die Menschen bewegen. wk

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