Meinung Ein Beschluss im AfD-Machtkampf

Niemand braucht in Deutschland Hitler-Verehrer und Geschichtsklitterer. Wenn die AfD wirklich auf die Ewiggestrigen setzen wollte, dann wäre sie auf den Wählerfundus aus NPD, Reichsbürgern und sonstigen Spinnern angewiesen, das sind zwei Prozent.

Herzlichen Glückwunsch. In Deutschland ist das Bekenntnis zur Geschichte weitgehend Konsens. Eine rechte Partei wird nicht aus Gründen des Revisionismus gewählt, sondern aufgrund neuer Themen: Flüchtlinge, Abneigung gegen den Islam, Angst, das Ersparte zu verlieren, Überdruss an der EU.

Insofern könnte man denken, der Beschluss für ein Parteiausschlussverfahren gegen Björn Höcke sei der Versuch einer grundsätzlichen Klärung in dieser Angelegenheit. Ist er aber nicht. Er ist bloß Ausdruck des laufenden Machtkampfes und eine Momentaufnahme. Es ist völlig offen, wie die Schiedsgerichte entscheiden werden und die unwahrscheinlichste Variante ist, dass Höcke am Ende aus der Partei fliegt.

Der Thüringer ist nämlich nicht allein. Und der Jubel für seine unsägliche Rede in Dresden war echt. Die Erinnerungskultur-Kritiker und Deutschnationalen machen einen wesentlichen Teil der Partei aus. Ganz sicher in den ostdeutschen Landesverbänden und mit Alexander Gauland bis in die Spitze. Andere, wie Co-Parteichef Jörg Meuthen, spielen mit diesen Leuten, brauchen sie, um zum Beispiel Frauke Petry zu verhindern. Die selbst wiederum auch kein Problem mit den ganz Rechten hätte, wenn es gerade andersherum nützlich wäre.

In Frankreich, hat sich Marine Le Pen sogar von ihrem Vater und Parteigründer getrennt, weil der die Gaskammern verleugnen wollte. So hat sie den Front National trotz seines offenen Rassismus' für Menschen aus der Mitte wählbarer gemacht. Das ist die AfD in Deutschland wegen dieses Beschlusses gegen Höcke noch lange nicht.

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