E10-Debakel: Niemand will es gewesen sein
Die Regierung sieht die Schuld bei den Mineralölfirmen, diese sehen sie wiederum bei Politik und Autobauern.
Berlin. Um den Biosprit E10 tobt eine erbitterte Debatte: Wer ist Schuld daran, dass der Kraftstoff an den Tankstellen floppt? Eine Übersicht der Akteure:
Das deutsche Gesetz für die E10-Einführung folgt einer Vorgabe der Europäischen Union. Die Regierung, die den Mineralölkonzernen den E10-Zwang verordnete, weist der Branche die Schuld zu. Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) sagt, die Wirtschaft habe sich aus der Verantwortung gestohlen und hätte genug Zeit für eine gute Informationsstrategie gehabt.
Der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) sieht sich als Opfer unausgegorener politischer Vorgaben. Ginge es nach ihm, wäre der Ladenhüter E10 schon wieder vom Markt verschwunden. An der Verweigerung der Autofahrer will die Branche keine Mitschuld haben. Es sei die Pflicht von Politik und Autoherstellern gewesen, besser zu informieren. Die Verbände der Biokraftstoff-Industrie bedauern den Stopp.
Nur wenige wollen E10 tanken. Sieben von zehn Autofahrern, deren Benziner den Bio-Sprit vertragen, meiden die neue Sorte. Dabei könnten nach Berechnungen 93 Prozent aller in Deutschland angemeldeten Benziner das E10 problemlos schlucken.
Sie weist die Schuld von sich. Der Branchenverband VDA betont, dass bezogen auf die deutschen Hersteller sogar 99 Prozent der Fahrzeuge E10 vertragen. Frühzeitig habe der VDA die Verträglichkeits-Liste erstellt und ins Internet gestellt. Die Branche würde von der E10-Einführung profitieren, denn so wären die CO2-Grenzwerte einfacher erreichbar. Kommt E10 nicht, muss die Autoindustrie wohl mit strengeren Umwelt-Auflagen bei der Fahrzeugtechnik rechnen.