Wer traut sich? Die SPD: Das Warten auf Bewerber

Berlin · Die Sozialdemokraten suchen einen neuen Parteivorsitz. Mögliche Kandidaten gibt es einige. Doch Interessierte müssen auch Hürden überwinden.

 Letztendlich sollen, wie schon bei der Frage um den Verbleib in der großen Koalition 2013, die Mitglieder über den Nachfolger von Andreas Nahles auf dem Posten des Parteivorsitzenden entscheiden. Doch bislang hat noch niemand offiziell den Hut in den Ring geworfen.

Letztendlich sollen, wie schon bei der Frage um den Verbleib in der großen Koalition 2013, die Mitglieder über den Nachfolger von Andreas Nahles auf dem Posten des Parteivorsitzenden entscheiden. Doch bislang hat noch niemand offiziell den Hut in den Ring geworfen.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Noch ist keiner wie Kai aus der Kiste gesprungen. Denn ab jetzt heißt es, kühlen Kopf zu bewahren und taktisch klug vorzugehen, um mögliche Chancen auf den Chefsessel im Willy-Brandt-Haus nicht zu verspielen. Seit Montag können Bewerbungen für den SPD-Parteivorsitz eingereicht werden . Nun lautet die Frage: Wer traut sich aus der Deckung?

Bisher gab es nur öffentliche Absichtsbekundungen, getreu dem Motto wenn, dann. In der Parteizentrale ist man darüber nicht verwundert. Denn bewusst hat man die Hürde etwas höher gelegt, damit der- oder diejenige überhaupt im Kampf um die Macht mitspielen kann. Bewerber, ob Doppelspitze oder Einzelkandidat, für die Nachfolge von Andrea Nahles brauchen die offizielle und per Beschluss manifestierte Unterstützung von mindestens fünf Unterbezirken, einem Bezirk oder einem Landesverband.

Die Hürde sei „gut gewählt“, heißt es bei den Genossen. Sie diene dazu, „Spaßbewerbungen zu  verhindern“. Und sie ermögliche es Regionalpolitikern ohne bundespolitischen Namen, ihren Hut allein oder als Team in den Ring zu werfen. Zu schaffen ist das, wenn man auf die Struktur der Partei schaut: Hannover beispielsweise hat 13 Unterbezirke, Oberbayern 23, Berlin zwölf, Nordrhein-Westfalen 54. Fünf davon sich zu sichern, dürfte nicht allzu schwer sein für Kandidaten, die es ernst meinen und gut vernetzt sind.

Frist läuft noch bis zum 1. September

Wer SPD-Chef werden will, „wird sich nun aber genau überlegen, wann er sich meldet“, verlautet es aus dem Willy-Brandt-Haus. Manch einer dürfte auch darauf schauen, ob er sich als Gegenkandidat zu anderen in Szene setzen kann. Bis Montag ging jedenfalls noch keine offizielle Interessenbekundung ein. Allerdings endet die Frist erst am 1. September. Danach werden sich die Duos oder Einzelkandidaten in Regionalkonferenzen deutschlandweit vorstellen. Dann erfolgt die erste Befragung der rund 400 000 Mitglieder, deren Ergebnis am 26. Oktober festgestellt wird. Sollte niemand über 50 Prozent der Stimmen erhalten, wird es eine zweite Befragung geben. Den oder die Sieger schlägt der Vorstand dann schließlich dem Parteitag im Dezember zur Wahl vor.

Potentielle Kandidaten müssen also in den nächsten Wochen tingeln, sondieren und sich dann eine Bewerbung absegnen lassen. Das gilt auch für Gesine Schwan. Die 76-Jährige, Ex-Anwärterin auf das Amt der Bundespräsidentin, betonte am Montag erneut, antreten zu wollen. Sie hatte eine Doppelspitze mit Juso-Chef Kevin Kühnert ins Gespräch gebracht, der sich dazu aber bisher nicht geäußert hat. Schwan selbst meinte allerdings, sie glaube nicht, dass es zu einem Duo der beiden kommen wird. Kühnert dürfte zurzeit hinter den Kulissen seine Optionen und Chancen klären.

Ins Gespräch gebracht hat sich inzwischen auch Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius. Wenn überhaupt, will er allerdings im Tandem zur Verfügung stehen. Von Familienministerin Franziska Giffey heißt es ebenso, sie erwäge eine Kandidatur – vielleicht zusammen mit Generalsekretär Lars Klingbeil. Fest wird mit Bewerbungen aus dem starken Landesverband Nordrhein-Westfalen gerechnet.  Aussichtsreich dürften freilich erst die sein, die gegen Ende der Frist eingehen. Auf die Taktik kommt es jetzt an.

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