Der Staat schaut deutschen Banken künftig auf die Finger

Anlageberatern droht unangenehmer Besuch. Was sie erwartet, wenn sie Kunden in die Irre führen, ist jedoch noch offen.

Frankfurt/Berlin. Bislang ist es vor allem die Stiftung Warentest, die Stichproben bei den Anlageberatern deutscher Banken durchführt — mit in der Regel verheerenden Ergebnissen. Jetzt setzt auch der Staat auf schärfere Kontrollen. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) kündigte an, Bankkunden in Deutschland künftig besser vor Falschberatung zu schützen.

Verdeckte Ermittler der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) sollen den Anlageberatern auf die Finger schauen, sagte Aigner. Die Bonner Behörde, die dem Bundesfinanzministerium unterstellt ist, wollte die Aussagen der Ministerin jedoch nicht kommentieren.

Aigner erklärte, der Bafin seien bisher die Hände gebunden. „Gesetze helfen nur dann, wenn jemand kontrolliert, ob sie eingehalten werden. Diese Kontrollmöglichkeiten werden wir zum Nutzen der Verbraucher weiter ausbauen.“

Lob für Aigners Vorstoß kam von der Stiftung Warentest. „Das zentrale Problem der Bankenregulierung ist: Es gibt gesetzliche Regeln, aber die werden oft nicht eingehalten“, sagte der Chefredakteur der Zeitschrift „Finanztest“, Hermann-Josef Tenhagen.

Im Sommer hatten die Warentester die Qualität der Anlageberatung bei Geldinstituten als „jämmerlich“ beurteilt. Sechs von 21 Banken, Volksbanken und Sparkassen bekamen die schlechteste Note „mangelhaft“. Die Noten „gut“ und „sehr gut“ wurden nicht vergeben. Das Bankengewerbe hatte Besserung gelobt.

Aigner stellte der Branche nach den Wirren der Finanzmarktkrise, die durch den massenhaften Verkauf von Ramschpapieren befeuert worden war, ein durchwachsenes Zeugnis aus: „Einige Banken haben kapiert, worum es geht. Andere meinen, das Roulette drehe sich schon wieder und sie könnten so weitermachen wie vor der Krise.“

Die Verbraucherministerin will die Transparenz für Bankkunden auch an anderer Stelle erhöhen: „Grundsätzlich muss der Verbraucher wissen, ob er einem Berater, einem Verkäufer oder einem Vermittler gegenübersitzt. Der Käufer muss wissen, ob er auf Honorarbasis neutral beraten wird oder womöglich mit einem Verkäufer redet, der auf seine Provision schielt.“

Die Bankenverbände erklärten, der Vorschlag verdeckter Prüfungen sei nicht neu: „Die Bafin macht von diesem Instrumentarium bereits seit geraumer Zeit Gebrauch und lässt entsprechende Erkenntnisse in ihre tägliche Arbeit einfließen. Auch die Institute selbst greifen vielfach auf solche verdeckten Testkäufe zur Selbstkontrolle zurück.“ Red/dpa

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