Diskussion in der Bildungspolitik : Debatte um Rechtschreibung: Wozu richtig schreiben können?
Düsseldorf Ist die richtige Rechtschreibung noch wichtig? Darüber herrscht zwischen deutschen Politikern Uneinigkeit. NRW-Bildungsministerin Gebauer sieht eine gute Rechtschreibung als Grundlage für den weiteren Lebensweg.
Geht es nach Winfried Kretschmann, dem grünen Ministerpräsidenten Baden-Württembergs, gehört Rechtschreibung nicht zu den gravierenden Problemen der Bildungspolitik. Seiner Meinung nach nimmt deren Bedeutung stetig ab, weil die Menschen nur noch selten handschriftlich Texte verfassen würden.
Bildungspolitiker, auch seiner eigenen Regierungskoalition, widersprechen dem 71-Jährigen. Die Rechtschreibung wird trotz digitaler Technik für eine notwendige Grundlage gehalten, denn sie ist keine isolierte Kompetenz, sondern Basis für alles. Die Schulministerin Nordrhein-Westfalens, Yvonne Gebauer (FDP), meint: „Rechtschreibung ist ein elementarer Baustein für eine erfolgreiche Bildungsbiografie. Die Landesregierung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen deutlich zu stärken, beginnend in der Grundschule. Dazu haben wir im vergangenen Jahr einen verbindlichen Grundwortschatz eingeführt sowie den Grundschulen eine Handreichung zur Unterstützung des systematischen Rechtschreibunterrichts zur Verfügung gestellt.“
Der Grundwortschatz besteht aus 533 Wörtern, die die Schüler bis zum Ende der Grundschulzeit fehlerfrei schreiben können sollten. Dazu sollen 200 bis 300 Wörter erlernt werden, die die Kinder individuell bestimmen, etwa aus ihren Interessen und Lebenssituationen heraus. „Wer richtig schreiben kann, hat es sowohl in der Schule als auch später im Berufsleben leichter“, meint Gebauer. Die umstrittene Schreiben-nach-Gehör-Methode, bei der die Jahrgangsstufen eins und zwei Wörter so schreiben sollten, wie sie sie sprechen und auch von Eltern nicht korrigiert werden durften, wurde damit abgeschafft. Die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2016 führten zutage, dass Kinder, die nach dieser Methode lernten, 55 Prozent mehr Fehler machten als Schüler, die von Anfang an korrekt unterrichtet wurden.