Debatte über Spitzenforschung: „Prämie“ für Top-Unis umstritten
Berlin (dpa) - An der von Experten vorgeschlagenen „Exzellenzprämie“ für leistungsstarke deutsche Hochschulen scheiden sich in der Debatte über künftige Spitzenforschung die Geister. Dies wurde in einem Fachgespräch des Bundestags-Bildungsausschusses in Berlin deutlich.
Angesichts des Entscheidungsdrucks bis zum Frühsommer drängte die SPD Forschungsministerin Johanna Wanka (CDU), in den derzeit laufenden Bund-Länder-Verhandlungen über die Ende 2017 auslaufende Exzellenzinitiative rasch eigene Konzepte vorzulegen.
Eine internationale Expertenkommission zu dem 2006 gestarteten, bisher 4,6 Milliarden Euro teuren Hochschulförderprogramm hatte Ende Januar empfohlen, die Exzellenzinitiative bis 2028 mit mindestens gleicher Finanzausstattung fortzusetzen.
Kommissionschef Dieter Imboden brachte neben den (bisher 43) Exzellenz-Forschungsclustern als neuen Anreiz jährliche „Exzellenzprämien“ von je 15 Millionen Euro für die etwa zehn besten Unis per Ranking ins Spiel. Wanka hat sich bisher nicht geäußert, was sie von dieser Idee hält.
Der Vorsitzende des einflussreichen Wissenschaftsrates, Manfred Prenzel, ließ erhebliche Skepsis erkennen: „Es bleibt unklar, ob die Prämie für Vorhaben und Maßnahmen eingesetzt würde, die der Ausbildung von Spitzenleistungen in der Forschung dienen“, so seine Stellungnahme. „Besonders geschickte Strategien und effektive Maßnahmen würden also auch keine Vorbildfunktion entfalten können. Es bleibt offen, inwiefern das Hochschulsystem von einer solchen Prämie profitieren könnte.“
So stelle sich die Frage, ob ein an der Vergangenheit ausgerichtetes Bewertungsverfahren „die gewollte Dynamik an den Universitäten und systemweit aufrechterhalten könnte“, meinte Prenzel. Dagegen sagte der Präsident der Deutschen Akademie Leopoldina/Nationale Akademie der Wissenschaften, Jörg Hacker, eine neue Förderlinie mit Prämien könne „ein Schritt hin zu einer besseren Ausdifferenzierung der deutschen Universitäten“ sein.