CDU-Vorsitz Das sind Merkels mögliche Nachfolger

Berlin · In dem Moment als Angela Merkel ihren Abschied als CDU-Vorsitzende angekündigt hatte, warfen einige ihrer Parteikollegen ihren Hut in den Ring. Das sind die Kandidaten.

 Einige CDU-Politiker spekulieren auf die Nachfolge von Angela Merkel.

Einige CDU-Politiker spekulieren auf die Nachfolge von Angela Merkel.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Bundeskanzlerin Angela Merkel will ihr Amt als CDU-Vorsitzende abgeben - der Parteitag im Dezember muss die Nachfolge regeln. Während NRW-Ministerpräsident und CDU-Landeschef Armin Laschet eine eigene Kandidatur offen hält, will CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer offenbar antreten, ebenso Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Bald könnten noch weitere prominente CDU-Persönlichkeiten ihren Hut in den Ring werfen.

Annegret Kramp-Karrenbauer

Unter allen möglichen Nachfolgekandidaten ist sie Merkel wohl am nächsten. Die 56-Jährige ist seit Februar CDU-Generalsekretärin - gewählt mit fast 99 Prozent der Stimmen. Die Rechts- und Politikwissenschaftlerin hatte zunächst in ihrer Heimat, dem Saarland, politische Karriere gemacht, war ab dem Jahr 2000 als Ministerin zuständig für Inneres, für Bildung, für Arbeit und Soziales. Im Sommer 2011 dann wurde Kramp-Karrenbauer Ministerpräsidentin einer Jamaika-Koalition, die allerdings bald zerbrach.

Nach den vorgezogenen Neuwahlen schmiedete Kramp-Karrenbauer eine große Koalition mit der SPD und regierte pragmatisch und vergleichsweise geräuschlos. Im Mai 2017 wurde sie wiedergewählt. Immer wieder wurde Kramp-Karrenbauer aber auch für einen Sprung in die Bundespolitik gehandelt, der dann Anfang dieses Jahres tatsächlich erfolgte.

Armin Laschet

Am Montagnachmittag äußerte sich der NRW-Ministerpräsident und Merkel-Vertraute in Düsseldorf zurückhaltend, wollte nichts über eine eigene Kandidatur sagen. Die CDU müsse die Lage zunächst analysieren und danach entscheiden. Es sei wichtig, zunächst das Gespräch zu suchen. Der CDU-Parteivorstand werde daher am Montag weder einen Kandidaten für das Präsidium noch für den Bundesvorstand nominieren.

Lange stand Laschet im mächtigen nordrhein-westfälischen Landesverband der CDU im Ruf eines Politikers aus der zweiten Reihe - der ausgebildete Journalist benötigte mehrere Anläufe, um in Spitzenpositionen aufzurücken konnte. 2005 wurde er in Nordrhein-Westfalen Deutschlands erster deutscher Integrationsminister und machte mit vergleichsweise liberalen Aussagen zur Ausländerpolitik Furore.

Nach der krachenden Niederlage der CDU bei der vorgezogenen NRW-Wahl im Frühjahr 2012 übernahm Laschet schließlich den Landesvorsitz, im Dezember 2013 auch den Chefposten der Landtagsfraktion. Seit dem vergangenen Sommer führt Laschet als Ministerpräsident eine schwarz-gelbe Koalition.

Friedrich Merz

Mit Merz würde ein langjähriger Rivale von Merkel ihre Nachfolge antreten. Beide traten im Jahr 2000 ins Rampenlicht, als unter dem Eindruck der CDU-Spendenaffäre Wolfgang Schäuble Partei- und Fraktionsvorsitz abgeben musste. Merkel übernahm im Adenauer-Haus, Merz im Bundestag. Der Sauerländer vertritt wirtschaftsliberale Positionen; Furore machte seine Forderung nach einem so simplen Steuersystem, dass die Steuererklärung auf einen Bierdeckel passt. Schlagzeilen machte auch sein Eintreten für eine "deutsche Leitkultur".

Differenzen zu Merkel wurden schnell deutlich, 2002 verdrängte die CDU-Chefin Merz vom Fraktionsvorsitz. 2005 wechselte Merz in die Privatwirtschaft, zur Bundestagswahl 2009 trat er nicht mehr an. Dennoch äußerte sich der wirtschaftsliberale Jurist immer wieder auch politisch. 2014 berief ihn die CDU in die Parteikommission "Zusammenhalt stärken - Zukunft der Bürgergesellschaft gestalten". Der 62-Jährige ist Vorstandsvorsitzender des Flughafens Köln/Bonn und Mitglied einer internationalen Anwaltskanzlei in Düsseldorf.

Jens Spahn

Auch der Bundesgesundheitsminister gilt als Merkel-Kontrahent. Der 38-jährige Münsterländer ist Hoffnungsträger derjenigen, die sich eine Verjüngung der CDU wünschen, und vertritt zugleich dezidiert konservative Positionen. Spahn, der immer wieder mit markigen Sprüchen auffiel, legte in seiner Partei einen rasanten Aufstieg hin. 2002 gelang ihm per Direktmandat der Einzug in den Bundestag als damals jüngster Abgeordneter.

Neben der Gesundheitspolitik widmete sich der Bankkaufmann und Politikwissenschaftler auch Haushalts- und Finanzthemen. Ende 2014 gelang Spahn per Kampfkandidatur der Einzug ins CDU-Präsidium, 2015 holte ihn dann der damalige Bundesfinanzminister Schäuble als parlamentarischen Staatssekretär in sein Haus. Seit dem Frühjahr ist Spahn Bundesgesundheitsminister.

Daniel Günther

Der 45-Jährige führt seit Juni 2017 eine Jamaika-Koalition in Schleswig-Holstein. Sein Start in den Wahlkampf hatte einen solchen Ausgang nicht vermuten lassen: Erst ein knappes halbes Jahr vor der Landtagswahl wurde er zum CDU-Vorsitzenden gewählt, nachdem der bisherige Chef Ingbert Liebing angesichts schlechter Umfragewerte plötzlich seinen Rückzug erklärt hatte.

Günther, der Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Psychologie studierte, führte die CDU zum Wahlsieg. Gesellschaftspolitisch steht er für liberale Positionen, in der Innenpolitik eher für eine harte Linie.

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