Merkel baut an Das Kanzleramt benötigt mehr Platz

Berlin · Für veranschlagte 460 Millionen Euro wird der deutsche Regierungssitz in Berlin erweitert – inklusive Gärtnerei und Kita.

 Das „Band des Bundes“: Kanzleramtschef Helge Braun (l.), die Architekten Charlotte Frank (2. v. l.) und Axel Schultes (r.) sowie Petra Wesseler (2. v. r.), Präsidentin des Bundesamts für Bauwesen, stellen die Pläne vor.

Das „Band des Bundes“: Kanzleramtschef Helge Braun (l.), die Architekten Charlotte Frank (2. v. l.) und Axel Schultes (r.) sowie Petra Wesseler (2. v. r.), Präsidentin des Bundesamts für Bauwesen, stellen die Pläne vor.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Dem damaligen Kanzler Helmut Kohl wird ja nachgesagt, auf den Bau der „Waschmaschine“, wie der Berliner Volksmund das Kanzleramt nennt, viel Einfluss genommen zu haben. Am Ende wurde es achtmal so groß wie das Weiße Haus. Einziehen konnte Kohl dort 2001 nicht, weil er vorher abgewählt wurde. Inzwischen ist Angela Merkel die Hausherrin, noch. Und jetzt lässt sie die Bagger anrollen.

Es muss größer werden, oder besser: Das Kanzleramt erhält einen Erweiterungsbau. Denn die Büros sind knapp geworden – wegen immer neuer Aufgaben stieg die Zahl der Beschäftigten seit 2001 von 410 auf rund 750. Etwa 200 Mitarbeiter mussten ausgegliedert werden, ins nahe Bildungsministerium oder ins Bundespresseamt. Auch wurden Büros doppelt belegt. Der Neubau für 400 Kräfte soll nun Abhilfe schaffen und die Arbeitsabläufe erleichtern. Kosten nach jetzigem Stand: 460 Millionen Euro.

Errichtet wird der „Campus Bundeskanzleramt“ direkt gegenüber auf der anderen Seite der Spree, wo sich jetzt der Kanzlerpark befindet. Ein bogenförmiges Bürogebäude soll dort entstehen, 270 Meter lang, in Stil und Erscheinungsbild dem Hauptgebäude stark ähnelnd. Inklusive Gärtnerei, Kita, einer zweiten Kantine sowie einem separaten Logistikzentrum. Besonders herausfordernd ist unter Sicherheitsaspekten, dass das Gebäude für jeden „anfassbar“ bleiben soll. Es wird also keinen Zaun geben, weshalb eine massive Schließung der Fassade vom Erd- bis zum ersten Obergeschoss geplant ist. Markant wird zum Innenhof hin der hervorspringende Hubschrauberlandeplatz in luftiger Höhe sein. Verbunden werden soll der „Campus“ mit der eigentlichen Regierungszentrale, in der sich das Büro der Kanzlerin befindet, durch eine zweite Brücke.

Architekt: „Wie eine Sphinx mit abgehackten Händen“

Angela Merkel, so heißt es, habe den Entwurf der Stararchitekten Axel Schultes und Charlotte Frank für gut befunden. Beide hatten 1992 vor dem Umzug der Regierung von Bonn nach Berlin den Wettbewerb zur Neugestaltung des „Spreebogens“ gewonnen. Und zwar mit ihrem „Band des Bundes“. Durch die Erweiterung des Kanzleramtes wird dieses Band nun im Westen geschlossen. Im Osten gehören dazu die Gebäude des Bundestages. Auch dort finden derzeit Ausbau- und Erweiterungsarbeiten unter Federführung des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung statt, freilich mit erheblichen, vor allem kostenträchtigen Problemen und Pannen. Das Amt hat auch jetzt wieder den Helm auf.

„Das Band des Bundes“ wird allerdings unvollendet bleiben: Denn auf der großen Freifläche zwischen Kanzleramt und den Ausschusssälen im „Paul-Löbe-Haus“ sollte eigentlich noch ein Bürgerforum entstehen. Der Plan wurde zugunsten einer Straße und zum Ärger der Architekten fallengelassen. Schultes hat inzwischen die Hoffnung auf Realisierung des Forums aufgegeben, wie er gestern bei der Präsentation des Erweiterungsbaus einräumte. Deswegen wirke das Kanzleramt jetzt auch wie eine „Sphinx mit abgehackten Händen“.

Für den Neubau seien neben Anregungen von Mitarbeitern auch welche der Kanzlerin aufgegriffen worden. Merkel wird es jedoch wie Kohl ergehen: Zur Eröffnung des Gebäudes wird sie nicht mehr im Amt sein. Vier Jahre sind für Ausschreibungen, Planungs- und Genehmigungsverfahren vorgesehen, weitere vier Jahre für die Bauzeit. 2027 soll der Trakt dann fertig sein. Aber was heißt das schon in Berlin.

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