Christenverfolgung in Nordkorea am schlimmsten

Kelkheim (dpa) - Christen werden in Nordkorea, in Afghanistan und Saudi-Arabien weltweit am stärksten verfolgt. Das geht aus dem Weltverfolgungsindex 2012 hervor, den das christliche Hilfswerk Open Doors in Kelkheim im Taunus veröffentlicht hat.

Danach führt das abgeschottete Nordkorea zum zehnten Mal in Folge die Rangliste der 50 Länder an, in denen Christen laut Open Doors am stärksten verfolgt werden. Afghanistan löst Iran auf dem zweiten Platz ab, Saudi-Arabien ist vor Somalia Dritter in der unrühmlichen Rangliste.

„Die Situation für Christen hat sich zunehmend dort verschlechtert, wo auch der islamische Extremismus zugenommen hat“, bilanziert Open Doors. Neun der zehn vorderen Plätze belegten islamisch geprägte Staaten.

Wenig Hoffnungen auf eine bessere Lage für Christen setzt Open Doors auf die jüngsten Umwälzungen in Nordafrika: Auch in den Ländern des „arabischen Frühlings“ werde sich aller Voraussicht nach das Leben für Christen nicht verbessern, heißt es am Mittwoch in einer Mitteilung des Hilfswerks. Die Lage habe sich zum Beispiel in Ägypten nach dem Ende der Herrschaft des langjährigen Machthabers Mubarak sogar verschlechtert. Es seien mehrere Kirchen angegriffen worden, Islamisten machten Stimmung gegen Christen.

Der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder nannte den Report alarmierend und sagte mit Blick auf Ägypten: „Die Christen drohen zu einem Verlierer der Revolution zu werden.“ Internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen müssten sich des Themas stärker annehmen als bislang. Auch Volker Beck, Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen-Fraktion im Bundestag, forderte, Deutschland solle bei den UN das Thema Religionsfreiheit stärker auf die Tagesordnung setzen. Es dürften aber auch die Angehörigen anderer Religionen nicht vergessen werden.

In Nordkorea werden Christen laut Open Doors als Staatsfeinde behandelt. Schätzungsweise zwischen 50 000 und 70 000 Christen seien in Arbeitslagern eingesperrt. „Auch nach dem Tod des langjährigen Diktators Kim Jong geht Open Doors nicht davon aus, dass sich unter der jetzigen Führungsriege für die nahezu 400 000 Christen schnell etwas verändern wird.“

Das gelte auch für Afghanistan: Zehn Jahre nach dem Ende des Taliban-Regimes habe sich die Lage für Christen kaum verbessert, heißt es. In dem islamisch geprägten Land gebe es keine einzige öffentliche Kirche mehr.

Den größten Sprung nach vorn in der Negativ-Rangliste machten der neue Staat Sudan, aus dem viele Christen bereits Richtung Südsudan flüchten, und der Norden Nigerias. Dort kamen laut Open Doors zwischen November 2010 und Oktober 2011 mindestens 300 Christen um.

Nach Schätzungen von Open Doors werden weltweit rund 100 Millionen Menschen wegen ihres christlichen Glaubens verfolgt. Viele von ihnen etwa in Nordkorea, Afghanistan oder Somalia könnten ihren Glauben nur im Geheimen leben, sagte Open-Doors-Leiter Markus Rode. Alljährlich bewertet sein Hilfswerk die Religionsfreiheit für Christen in 50 Ländern anhand eigener Befragungen, von Berichten über Übergriffe und Experteneinschätzungen.

Der Weltverfolgungsindex 2011 von Open Doors:

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