NRW-CDU AKK, Merz und Spahn im NRW-Check

Düsseldorf · Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn präsentieren auf der Regionalkonferenz in Düsseldorf ihre Pläne für die CDU-Zukunft vor 4000 Mitgliedern. Klar, ohne Streit, manchmal auch etwas zu groß. Eindrücke eines Abends.

Tausende CDU-Mitglieder waren nach Düsseldorf gekommen.

Tausende CDU-Mitglieder waren nach Düsseldorf gekommen.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Annegret Kramp-Karrenbauer wählt ihren bestmöglichen Einstieg. Ihre Mitbewerber um den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz und Jens Spahn, kommen aus dem CDU-Landesverband Nordrhein-Westfalen, es ist jetzt ihr Heimspiel, und also steht die Saarländerin in Gelb auf einer Bühne in Düsseldorf, Messehalle 9, vor ihr 4000 nordrhein-westfälische CDU-Mitglieder. Als sie nach Friedrich Merz auf die Bühne kommt, ist der Applaus verhalten, es wird nicht leichter, aber dann versucht sie es. Sie erinnere sich an den 22. April 2017, die Auftaktveranstaltung in den Endspurt im NRW-Landtagswahlkampf. „Vergesst die Umfragen“, habe Kramp-Karrenbauer seinerzeit zu den NRW-Kollegen gesagt, frisch gestärkt durch ihren Wahlsieg im Saarland. Und so sei es dann ja gekommen.

Die „missliche rot-grüne Regierung“ sei in NRW gescheitert, man habe anschließend auch den Schulz-Zug zum Scheitern gebracht. „Daran denke ich, wenn ich hier heute wieder in Düsseldorf stehe“. Applaus, der Auftakt ist geschafft.

Dann spult sie ihr bekanntes Programm ab, 12:21 Minuten vor allem über den notwendigen Partei-Zusammenhalt und eigene Erfolge, sie betont ihren Weg durch die Parteiinstitutionen, Stadt, Land, Landesmutter, 50 Termine auf der Zuhörtour, Generalsekretärin, um dann auszurufen: „40 Prozent, das ist die Marge für die CDU, das muss die Erfolgsziffer für die CDU werden.“ Und legt nach: „Und ich weiß genau, wie sich 40 Prozent anfühlen.“ Und um gleich bei Traumergebnissen zu bleiben, von denen die CDU derzeit weit entfernt ist, sagt sie: „Hätten wir im Sommer nicht gestritten, ob der Islam dazu gehört oder nicht, stünden wir heute bei über 30 Prozent und nicht bei 26.“

Das alles hat Armin Laschet schon nicht mehr gehört. Nur zu Beginn gesellt sich der CDU-Ministerpräsident von NRW unter die Kandidaten, marschiert mit in die imposante Halle, begrüßt und setzt sich dann zum Termin nach Bochum in das Annelise Brost-Musikforum ab: eine Podiumsdiskussion „Herausforderung Zukunft“ als weitere Wegmarke der Ruhr-Konferenz steht an.

„Dort warten 1000 Menschen auf mich, die ich nicht warten lassen will“, sagt Laschet und schafft einen rheinisch-fröhlichen Abgang: „Die drei Kandidaten hier kenne ich schon was länger.“ den größten Applaus erhält er für eine Note gen Bundespolitik: „Nehmt ein bisschen NRW mit nach Berlin, das kann nur helfen.“ Und er plädiert für Zusammenhalt der Partei auch nach dem Bundesparteitag am 8. Dezember in Hamburg: „Wir brauchen auch die beiden anderen, die unterlegen sind, um zu zeigen, wie breit wir als Volkspartei sind.“ Ob er mit Ihnen rechnen kann?

Merz für die Herzen, AKK für die Köpfe

Mit Merz wohl nur im Erfolgsfall. Merz ist der CDU-Vorsitzende der Herzen, sagt ein Bundestagsabgeordneter, AKK für die Köpfe. Der Sauerländer Merz braucht genau 11:29 Minuten, um seine Vorstellungen zu präsentieren. Er hat hier ein echtes Heimspiel, sein Applaus ist stets der stärkste, er redet freihändig und wandelt auf der Bühne, er will „offene Diskussionen“ und „klare Standpunkte“ und wiederholt seine Mahnung vom Vorabend: „Man muss nicht jeden SPD-Standpunkt übernehmen.“ Das kommt an. Er bezeichnet den Mittelstand „als Rückgrat der Gesellschaft“, er will den ländlichen Raum nicht als „Erholungsgebiet für das Ruhrgebiet“, sondern als „Wirtschaftsregion, die Anschluss halten müssen“ verstanden wissen.

Er empfiehlt den Grünen, ihr Verhältnis „zum Gewaltmonopol des Staates zu klären“ und spricht sich gegen das bedingungslose Grundeinkommen aus. „Das ist das falsche Signal.“ Und Merz will Ängste der Mitglieder nehmen, mit einem CDU-Vorsitzenden Merz habe Kanzlerin Angela Merkel keine Zukunft mehr: „Natürlich geht das gut, weil wir dann beide ein Amt haben und es für die CDU immer gegolten hat: Erst das Land, dann die Partei."

Zuletzt hatte sich der 62-Jährige sehr optimistisch gezeigt, was seine Chancen angeht: „Ich habe nicht nur die Absicht, sondern auch die feste Überzeugung, dass ich zum CDU-Vorsitzenden gewählt werde“, hatte er der Funke-Mediengruppe gesagt und nachgelegt: Er werde all diejenigen anschreiben, die in den vergangenen Jahren aus der CDU ausgetreten seien - „und sie bitten, wieder einzutreten“. Manche am Mittwochabend in Düsseldorf trauen Merz zu, mit einer famosen Rede in Hamburg, die Dinge für sich zu wenden.

Spahn will die Mitglieder mit in das Jahr 2040 nehmen

Jens Spahn nimmt die Mitglieder auf der sechsten CDU-Regionalkonferenz mit in das Jahr 2040 und verschreibt sich großen Zielen: Solidaritätszuschlag abschaffen, Verzagtheit bei Digitalisierung beenden, ein jährliches feierliches Gelöbnis vor dem Reichstag für die Bundeswehr einführen, erst die EU-Außengrenzen sichern und dann ein Einwanderungsgesetz machen, Vollverschleierung und Machotum beseitigen, sogar Krebs besiegen durch mehr Forschung - kleiner hatte es Spahn nicht, der gut ist und aufholen muss. Aber das wohl nicht mehr schaffen wird. „Merz oder AKK“ sagen die meisten, kaum jemand etwas anderes. Aber das Rennen scheint offener als je zuvor an einem Abend ohne jeden Streit.

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