K-Frage in der Union Ein Duell um die Macht

Berlin. · Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn liefern sich einen Zweikampf, wer als Kanzlerkandidat ins Rennen geschickt werden soll – allerdings könnten auch andere Akteure mitmischen.

 Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer sollen sich einen Kampf um die Macht liefern.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer sollen sich einen Kampf um die Macht liefern.

Foto: dpa/Christian Charisius

Beim Deutschlandtag der Jungen Union am Wochenende in Saarbrücken werden sie alle auflaufen: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, CSU-Parteichef Markus Söder, Gesundheitsminister Jens Spahn, auch Friedrich Merz will nicht zurückstecken und hat jetzt seine Teilnahme angekündigt. Selbstverständlich wird die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer ebenfalls eine Rede halten. Es könnte bei dem Treffen zur Kraftprobe in der Union kommen. Wer hat das Zeug für höhere Weihen?

Im Moment richten sich die Blicke vor allem auf zwei der fünf Protagonisten – auf Kramp-Karrenbauer und Spahn. Hinter den Kulissen ist von einem Duell die Rede. Es heißt, Spahn sei augenblicklich derjenige, der von den Genannten in Sachen K-Frage wohl die besten Karten habe, falls AKK weiter schwächele und sich aus dem Umfragetief und von der anhaltenden Skepsis in den eigenen Reihen nicht befreien könne. „Auch, wenn ihm noch nicht die Herzen zufliegen“, wie ein Christdemokrat einschränkt.

Dem Vernehmen nach hat der Gesundheitsminister einen mächtigen Unterstützer. Er soll sich des Öfteren mit Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) austauschen. Dass AKK in dem 39-Jährigen gegenwärtig ihren stärksten Widersacher sieht, dafür gibt es keine klaren Belege. Aber hartnäckig hält sich in Berlin das Gerücht, die Saarländerin habe auch deshalb nach dem Verteidigungsministerium gegriffen, um Spahn zu verhindern. Andererseits heißt es, die Kanzlerin habe nicht vorgehabt, Spahn das Amt anzutragen. Wie dem auch sei, als einen weiteren Anhaltspunkt für den Zweikampf wird nun angeführt, dass AKK den Gesundheitsminister während seiner Afrika-Reise einen Besuch der deutschen Soldaten in Mali verwehrt haben soll. Kramp-Karrenbauer wollte demnach nicht, dass Spahn vor ihrem Antrittsbesuch bei der Truppe dort vorstellig wird – was manch einer in Berlin allerdings für „verständlich“ hält.

Spahn scheint derzeit vieles richtig zu machen. Er konzentriert sich auf seinen Geschäftsbereich, über ein Dutzend Gesetze hat der Minister mittlerweile auf den Weg gebracht. Er bewahrt Ruhe, selbst bei einem Thema, mit dem er früher noch forsch die Hoheit über die Stammtische suchte: Migration und Flüchtlinge. Seine Zurückhaltung in dieser Frage hat ihm bei den Konservativen in der Union nicht geschadet, nach wie vor gilt der Münsterländer als einer der ihren. Seine Stärke ist, dass er die Mühen der Ebene nicht scheut. Er diskutiert gerne. Das unterscheidet ihn von anderen in der Union, die strittige Debatten lieber vermeiden wollen. Seine Reden können schneidig sein. Vielen ist er jedoch noch zu jung. Das ist sein Problem. Und erst seit zwei Jahren bekleidet er das Ministeramt.

AKK bremste einst
den „Schulz-Zug“ aus

Kramp-Karrenbauer hat ihm diesbezüglich einiges voraus. Sie war Ministerin und Ministerpräsidentin an der Saar; die 57-Jährige weiß, wie Wahlkampf geht – bürgernah ist sie allemal. AKK stoppte 2017 im Saarland den „Schulz-Zug“ der SPD und legte damit auch den Grundstein für den späteren Wahlsieg von Armin Laschet in Nordrhein-Westfalen. Als Generalsekretärin der CDU leitete sie die inhaltliche Neuaufstellung der Partei ein, auch als Vorsitzende besuchte sie ein ums andere Mal die Basis. Wenn AKK endlich wieder zu ihren Stärken zurückfinde, so ein Unionsmann, dann werde es besser für sie laufen.  Gleichwohl ist sie anders als ihr Konkurrent wenig präzise, zugleich hängen ihr viele Pannen nach, weil sie das Berliner Parkett offenbar unterschätzt hat. Das ist ihr Problem. Eine Urwahl des Kanzlerkandidaten komme für sie nicht in Frage, meinte die Vorsitzende jetzt. Doch genau darüber will der Parteinachwuchs beim Deutschlandtag abstimmen lassen. Ein riskantes Unterfangen für die Chefin.

Entschieden ist das Duell zwischen Kramp-Karrenbauer und Spahn keineswegs. Zumal noch die anderen in Lauerstellung sind. Auch das dürfte beim Treffen der Jungen Union deutlich werden.

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