Dritter Anlauf zur Aufklärung : Bundestag setzt Untersuchungsausschuss zum Fall Amri ein
Berlin (dpa) - Der Bundestag will herausfinden, ob hinter dem Terroranschlag 2016 auf einem Berliner Weihnachtsmarkt ein Systemproblem steckt oder nur eine Serie von Fehlern einzelner Behördenvertreter.
Die Abgeordneten beschlossen einstimmig die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zu diesem bislang schwersten islamistischen Anschlag in Deutschland. Damals waren zwölf Menschen getötet und viele Dutzend verletzt worden. Der Täter Anis Amri war den Behörden als Gefährder bekannt.
„Ist das System überfordert gewesen oder waren es Einzelfehler?“, fragte der CDU-Innenpolitiker Armin Schuster. Die Grünen-Obfrau im Untersuchungsausschuss, Irene Mihalic, sagte, der Tunesier Amri sei zwar immer wieder Thema in Gesprächsrunden des Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrums von Bund und Ländern gewesen. Der Attentäter habe sich in Deutschland trotzdem unbehelligt, „quasi wie unter einer Käseglocke“, bewegen können.
Die Linken-Abgeordnete Martina Renner erklärte, bis heute sei unklar, ob Amri wirklich ein Einzeltäter gewesen sei und warum die Behörden Hinweisen von Flüchtlingen auf seine Gefährlichkeit nicht ausreichend nachgegangen seien. Die SPD-Innenexpertin Eva Högl sagte, die Bundesregierung habe bereits kurz nach dem Anschlag versucht, aus den Versäumnissen zu lernen.