Bundespräsident Wulff kommt nicht aus der Defensive

Der Streit zwischen „Bild“ und dem Bundespräsidenten eskaliert. Die SPD fordert ein Eingreifen der Kanzlerin.

Berlin. Es sollte ein Befreiungsschlag werden — doch Bundespräsident Christian Wulff gerät nach seinem Interview zur Kredit-Affäre in neue Erklärungsnot. Die „Bild“ widersprach am Donnerstag Wulffs Darstellung in dem Gespräch mit ARD und ZDF, er habe mit seinem Anruf bei Chefredakteur Kai Diekmann lediglich eine Berichterstattung zu seinem Privatkredit verschieben, aber nicht verhindern wollen.

Der stellvertretende „Bild“-Chefredakteur Nikolaus Blome sagte dagegen: „Es war ein Anruf, der ganz klar das Ziel hatte, diese Berichterstattung zu unterbinden.“

Die Bitte der „Bild“, die umstrittenen Äußerungen auf der Mailbox von Diekmann verbreiten zu dürfen, lehnte das Staatsoberhaupt ab. Wulff begründete dies mit seiner späteren persönlichen Entschuldigung bei Diekmann: „Sie haben diese Entschuldigung dankenswerterweise angenommen. Damit war die Sache zwischen uns erledigt. Dabei sollte es aus meiner Sicht bleiben“, hieß es in einem veröffentlichten Schreiben an Diekmann. Die „Bild“ bedauerte die Entscheidung Wulffs, will aber auf eine Veröffentlichung verzichten.

Das Interview mit Wulff hatten am Mittwochabend knapp 11,5 Millionen Zuschauer gesehen. Die Aussagen Wulffs lösten ein unterschiedliches Echo aus. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel forderte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, Wulffs Eignung für das höchste Staatsamt zu überprüfen. „Das ist keine Causa Wulff mehr, das ist eine Causa Merkel.“

Merkel schwieg jedoch zum Fall Wulff. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe sagte: „Ich bin sicher, dass Christian Wulff damit Vertrauen in der Bevölkerung zurückgewinnen wird.“ Entsprechend äußerte sich die CSU. Aus der FDP hieß es, es sei gut, dass Wulff zu den Vorwürfen Stellung genommen und Fehler eingeräumt habe.

Wulffs Anwälte veröffentlichten — wie vom Bundespräsidenten angekündigt — eine „zusammenfassende Stellungnahme“ in der Kreditaffäre. Red

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