Berufsbildungsbericht 2018 Bildungsministerin Anja Karliczek und die Lehre

Die neue Bildungsministerin stellt sich der Hauptstadtpresse - mit einem dankbaren Thema.

 Anja Karliczek (CDU) ist neue Bildungs- und Forschungsministerin.

Anja Karliczek (CDU) ist neue Bildungs- und Forschungsministerin.

Foto: dpa

Berlin. Noch ist für Anja Karliczek (CDU) vieles „schön“. Ein Wort, das sie am Mittwoch bei der Vorstellung des „Berufsbildungsberichtes 2018“ in Berlin häufiger benutzt. Es sind ja auch gute Nachrichten, die die neue Bildungsministerin verkünden kann. Zumindest aus Sicht jener, die eine Ausbildung absolvieren wollen. Die große Herausforderung wartet freilich noch auf die nette Ministerin mit dem stets freundlichen Lächeln.

Anja Karliczek war eine der personellen Überraschungen, die Kanzlerin Angela Merkel (CDU) für ihr neues GroKo-Kabinett aus dem Hut zauberte. Auf dem Zettel hatte die bald 47-Jährige kaum einer, erst Recht nicht als Bundesbildungsministerin. Ein Fachbereich, in dem die Münsterländerin bis zu ihrer Berufung politisch nicht unterwegs gewesen ist. Nun ist Karliczek fünf Wochen im Amt, und fragt man sie, wie es ihr in der Zeit ergangen ist, antwortet sie lächelnd: „Die Vielfalt des Ministeriums ist sehr groß.“ Karliczek steckt also noch in der Einarbeitungsphase.

Sie ist die erste Ressortchefin der neuen schwarz-roten Bundesregierung, die sich in der Bundespressekonferenz der Hauptstadtpresse stellt. Mit den Fotografen spielt sie schon einmal gekonnt. Das Thema, das sie mitgebracht hat, ist sicherheitshalber ein dankbares - auf dem deutschen Ausbildungsmarkt herrschen rosige Zeiten. „Es ist schön“, so die Ministerin, „dass viele eine Ausbildung wählen“. Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist auf 520.000 gestiegen, auch 10.000 Flüchtlinge haben inzwischen eine Lehre begonnen. Zudem ist im Saldo die Abbrecherquote nicht so hoch, wie vorab berichtet wurde. Zwar lösen 25 Prozent der Azubis vorzeitig ihren Vertrag auf, doch die Hälfte der jungen Menschen setzt die Lehre woanders fort. Damit liege die Quote „der echten Abbrecher“ nur bei 12 Prozent, so die Ministerin zufrieden. Also deutlich unter der im Hochschulbereich.

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: So ist die Zahl der unbesetzten Stellen auf rund 49.000 angewachsen. Dem stehen lediglich 24.000 unversorgte Bewerber gegenüber. Kurzum: In vielen Bereichen fehlt den Unternehmen der Nachwuchs, hinzu kommt der Lehrermangel an den Berufsschulen. Keine „einfache Aufgabe“ sei das alles, räumt die Ministerin ein. Gerade bei den Lehrern müsse man mehr „Seiteneinstiege durch Teilzeitweiterbildung“ ermöglichen. Berufe müssten zudem attraktiver gemacht werden. Aber wie? „Das ist von Branche zu Branche unterschiedlich.“ Manchmal steht die Ministerin inhaltlich noch auf wackligen Füßen.

Was auch damit zu tun hat, dass die eigentliche Herausforderung noch auf sie wartet: Das ist das Zusammenspiel mit den oft bockigen Ländern, die im Bildungsbereich nun mal die Oberhand haben. Mitte Juni trifft sich wieder die Kultusministerkonferenz der Länder, an der die neue Ministerin dann erstmals teilnehmen wird. „Der Abgleich“ zwischen Bund und Ländern sei „spannend“, so Karliczek. Ob auch schön, wird sich noch zeigen.

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