„Bild“: Anthrax-Zwischenfall in US-Armeelabor in Deutschland

Berlin/Landstuhl (dpa) - Die US-Armee hat Medienberichten zufolge in Deutschland offenbar versehentlich mit aktiven statt inaktiven Sporen des Biokampfmittels Anthrax operiert.

„Bild“: Anthrax-Zwischenfall in US-Armeelabor in Deutschland
Foto: dpa

Das gehe aus einem E-Mail-Wechsel zwischen der deutschen Botschaft in Washington und US-Militärs vom 24. Juni hervor, berichtet die „Bild“-Zeitung. In dem Mail-Verkehr habe die US-Seite mitgeteilt, dass es bei der Inaktivierung der Keime vorab „Unregelmäßigkeiten“ gegeben habe. „Möglicherweise könnten einige Sporen noch aktiv sein“, zitierte die Zeitung. Die hoch ansteckenden Keime verursachen die Infektionskrankheit Milzbrand. Sie können Jahrzehnte aktiv bleiben.

Dem „Bild“-Bericht zufolge sollen die US-Militärs angegeben haben, dass die Anthrax-Sporen 2007, 2009 und 2010 an das Labor der US-Armee in Landstuhl in Rheinland-Pfalz geliefert wurden. Sie seien im Rahmen „mehrerer NATO-Übungen als Proben zur Identifizierung“ chemischer, biologischer und nuklearer Kampfstoffe eingesetzt worden.

Das Verteidigungsministerium teilte der Zeitung mit, dass Bundeswehr-Labore nicht damit beliefert worden seien. „Bundeswehr-Mitarbeiter sind nach jetzigem Sachstand nicht gefährdet worden“, sagte ein Ministeriumssprecher.

Das Bundesverteidigungsministerium in Berlin bestätigte dem SWR, dass die amerikanischen Streitkräfte Anthrax-Sporen an ihr Labor in Landstuhl geschickt haben. Laut Ministerium sei unklar, ob diese abgetötet und damit ungefährlich gewesen seien.

Laut SWR gab es schon zuvor Fälle eines „laxen Umgang“ der US-Armee mit dem tödlichen Erreger: Anfang Juni hatte das US-Verteidigungsministerium in Washington mitgeteilt, dass Proben mit lebenden Anthrax-Erregern an insgesamt 51 Labore in den USA geschickt worden seien. Weitere Lieferungen gingen den Angaben zufolge nach Australien, Kanada und an einen US-Stützpunkt in Südkorea.

Milzbrand oder Anthrax ist eine bakterielle Infektionserkrankung, die meist Tierbestände in Afrika, Asien und Teilen Europas befällt. Dass Menschen betroffen sind, kommt in Industrieländern äußerst selten vor. Meist infizieren sich Menschen aus Risikogruppen wie Bauern oder Tiermediziner. Der Erreger breitet sich in der Regel auf der Haut aus, kann aber auch Lunge oder Darm befallen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es weltweit etwa 2000 Fälle von Hautmilzbrand jährlich. Die Infektion wird mit Antibiotika behandelt, ohne Therapie kann sie tödlich verlaufen.

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