Berliner Polizei findet bei 1. Mai-Demo Rohrbomben

Berlin (dpa) - Die Berliner Polizei ist am Abend des 1. Mai offenbar mehreren Sprengstoffanschlägen entgangen. Bei der sogenannten Revolutionären 1. Mai-Demo, die von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet wurde, fanden Beamte mindestens drei nicht gezündete, hochgefährliche Rohrbomben.

Das sagte die amtierende Polizeipräsidentin Margarete Koppers am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Hinweise auf die Täter gebe es noch nicht.

Ob der Fund mit einem Brandanschlag in der Nacht zum Sonntag auf ein Polizeifahrzeug mit zwei Beamten zusammenhängt, ist unklar. Schon vor dem 1. Mai hatten Linksradikale mit den „Insurrection Days“ (Tage des Aufstands) auch zu Gewalt gegen Polizisten aufgerufen.

Die Metallröhren mit Zündlunten lagen Köppers zufolge an mehreren Stellen entlang der abendlichen Demoroute im Stadtteil Kreuzberg auf dem Boden. Die Polizei geht davon aus, dass die Sprengkörper gezielt gegen Beamte eingesetzt werden sollten. Ob die mutmaßlichen Täter im letzten Moment Skrupel bekommen hätten oder ob die Bomben defekt waren, sei noch unklar.

Nach einer ersten Einschätzung gelte das selbst hergestellte, explosive Chlorat-Zuckergemisch als hochgefährlich, so Koppers. Bei einer Zündung hätte es demnach in einem Umkreis von 15 bis 20 Metern etliche Schwerverletzte gegeben. Derzeit prüfen Experten des Landeskriminalamtes, ob die 2,5 mal 40 Zentimeter großen Alu- Sprengkörper zündfähig waren. „Wir müssen auch bei künftigen Einsätzen darauf vorbereitet sein, dass es Menschen gibt, die einen blinden Hass in sich tragen“, sagte Koppers.

Bei der fraglichen Demonstration mit etwa 10 000 Teilnehmern war die Gewalt vor dem Jüdischen Museum eskaliert, nachdem Störer Steine und Flaschen auf Beamte geworfen und Böller gezündet hatten. Bei der Auseinandersetzung vor dem Museum mit größtenteils vermummten Demonstranten waren allein 81 Polizisten verletzt worden.

Am vergangenen Samstag attackierten mehrere Unbekannte ein Polizeifahrzeug mit zwei Beamten, das gerade vom Tatort eines Raubüberfalls kam. Die Angreifer zerstörten an einer Ampel die Heckscheibe, einer von ihnen riss die Tür auf und warf bengalisches Feuer ins Wageninnere. Der Rücksitz ging in Flammen auf. Zudem flog ein Brandsatz auf das Fahrzeug. Die Beamten erlitten einen Schock. Innensenator Frank Henkel (CDU) verurteilte den Anschlag als „heimtückische und skrupellose Tat“.

Erst am Freitag hatte der Berliner Verfassungsschutz einen Bericht veröffentlicht, wonach die linksextremistische Szene am „Scheideweg“ sei. Zwar seien die Teilnehmerzahlen bei den Demonstrationen in der Walpurgisnacht und am 1. Mai gestiegen, die Gewaltausbrüche seien jedoch zurückgegangen. Auch finde die Extremistenszene keine neuen Mitstreiter für ihren militanten Kampf gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung, so die Autoren.

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