Banken und Sparkassen: Das stille Sterben der Filialen

Die Zahl der Geschäftsstellen hat sich binnen 20 Jahren auf 30.000 halbiert. Ein Blick in die Region zeigt: Es geht auch anders.

Der Trend zu weniger Filialen betrifft nicht nur Volks- und Privatbanken, sondern auch die Sparkassen

Der Trend zu weniger Filialen betrifft nicht nur Volks- und Privatbanken, sondern auch die Sparkassen

Foto: dpa

Düsseldorf. Gerd Meyer bringt es auf den Punkt, wie sich der Alltag im Geldgeschäft verändert hat. „Heute nutzen gut 53 Prozent aller Privatkunden das Online-Banking“, sagt der Sprecher der Stadtsparkasse Düsseldorf. Vor 20 Jahren habe das keine Bedeutung gehabt. „Die Rolle der Geschäftsstelle als Dreh- und Angelpunkt der Kundenbeziehung wird weiter abnehmen“, vermutet Meyer. Sein Institut hat die Zahl der Filialen binnen 20 Jahren von 72 auf 49 reduziert. Dabei ging die Zahl der Mitarbeiter um 300 auf 1937 zurück.

Wie Berechnungen des Düsseldorfer Analysehauses Barkow Consulting zeigen, gilt der Trend für die gesamte Geldbranche: Gab es vor 20 Jahren in Deutschland noch mehr als 63.000 Niederlassungen von Banken und Sparkassen, so sind es inzwischen nur noch gut 30.000. Die Versorgung mit Scheinen muss darunter aber nicht leiden. Die Zahl der Geldautomaten ist seit Jahren stabil, nimmt in manchen Gebieten sogar zu.

Der Trend zu weniger Filialen betrifft nicht nur Volks- und Privatbanken, sondern auch die Sparkassen, die als kommunale Kreditinstitute einen öffentlichen Versorgungsauftrag erfüllen müssen. „Wir haben immer noch das dichteste Netz. Aber wenn eine Filiale nicht mehr besucht wird, hat es keinen Sinn, diese aufrechtzuerhalten“, so Gerhard Grandke, Präsident des Sparkassenverbandes Hessen-Thüringen.

Wie heftig der Niedergang ausfällt, dokumentieren Zahlen des deutschen Sparkassenund Giroverbandes. Demnach hat sich die Zahl der Filialen mit Kundengeschäft seit 2007 bis Ende 2016 um 3000 auf 10.613 vermindert. Die Anzahl der Beschäftigten ging in dieser Zeit um gut 29.000 auf 224.600 zurück.

Nachfragen in der Region zeigen, dass es auch anders geht. Zum Beispiel bei der Volksbank Remscheid-Solingen, die nach der Fusion mit der Credit- und Volksbank in Wuppertal inzwischen Volksbank im Bergischen Land heißt. Auch ohne die Fusion hat das Geldhaus die Zahl der Mitarbeiter seit 1997 um 14 Prozent auf 298 erhöht. Die Zahl der Filialen blieb mit 17 konstant. „Unsere Nähe zum Kunden, und somit unser Filialnetz, ist als starkes Rückgrat unserer Bank zu verstehen“, sagt Vorstandsmitglied Lutz Uwe Magney. Ein Abbau sei nicht geplant.

Bei der Stadtsparkasse Wuppertal spielen Filialschließungen ebenfalls keine Rolle. Deren Zahl ist binnen 20 Jahren sogar um eine auf 35 Niederlassungen gestiegen. Die Zahl der Beschäftigten hat sich allerdings um 150 auf 1260 reduziert. Die Sparkasse Krefeld sah sich gestern nicht in der Lage, die Fragen dieser Zeitung zu beantworten.

Als Ursache für das stille Sterben der Geschäftsstellen gelten neben dem Online-Banking die sinkenden Gewinne. Angesichts anhaltend niedriger Zinsen seien die Erträge im klassischen Bankgeschäft nur noch gering, heißt es.

Allerdings gelingt es den Instituten offenbar, mit Hilfe von Gebührenerhöhungen für Ausgleich zu sorgen (siehe Infokasten). Die Firma Barkow Consulting hat auch dazu eine Analyse erstellt. Untersucht wurden die 2017er-Zahlen von mehr als 500 Geldhäusern. Ergebnis: Die Provisionserträge lagen so hoch wie seit 13 Jahren nicht mehr. Der Überschuss, den die Banken durch die Einführung oder Erhöhung ihrer Gebühren erwirtschaften konnten, soll sich hochgerechnet auf mehr als eine Milliarden Euro belaufen.

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