Bahrain-Proteste zeigen Wirkung - Training Nebensache

Sakhir (dpa) - Mit der Tagesbestzeit des Mercedes-Goldjungen Nico Rosberg hat die Formel 1 ihren Trainingsbetrieb in Bahrain aufgenommen - von Normalität aber ist die Königsklasse vor dem umstrittenen Wüstenrennen weit entfernt.

Das Force-India-Team verzichtete am Freitagnachmittag aus Angst vor neuen Zwischenfällen auf weitere Übungsrunden in Sakhir, um vor Einbruch der Dunkelheit zurück im Hotel zu sein. Rund um die Strecke war spürbar mehr Polizei im Einsatz, mehrere Straßensperren waren eingerichtet.

Kronprinz Salman bin Hamad al-Chalifa berief angesichts wachsender Kritik eilends eine Pressekonferenz im Fahrerlager ein und lehnte die Forderungen nach einer kurzfristigen Rennabsage ab. „Das würde nur die Macht der Extremisten stärken“, sagte der Kronprinz, ehe es in Budaiya im Nordwesten der Insel zu einer Demonstration mit rund 5000 Teilnehmern kam. Aus der Hauptstadt Manama wurden am Abend Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei gemeldet. Dabei sollen maskierte Jugendliche Brandsätze geworfen und die Polizei Tränengas eingesetzt haben.

Bahrains Opposition fordert vehement Reformen in dem Land. Die Regime-Gegner kritisieren, die Formel 1 lasse sich von den Regierenden instrumentalisieren. Im Vorjahr war das Rennen wegen blutiger Unruhen gestrichen worden. An der Seite von Chefvermarkter Bernie Ecclestone verteidigte der Thronfolger das Festhalten des Königshauses und des Weltverbands an dem Grand Prix. „Wir sind ein echtes Land mit echten Problemen. Wir werden nicht sagen, dass wir perfekt sind“, erklärte er.

„Die Proteste haben nichts mit der Formel 1 zu tun“, beteuerte Ecclestone. Der Brite war sichtlich verstimmt darüber, dass der Force-India-Rennstall von Nico Hülkenberg kurz zuvor mit dem Verzicht auf das zweite Training ein Zeichen gesetzt hatte.

Am Mittwoch waren vier Mechaniker des Teams in Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei geraten. In der Nähe ihres Fahrzeugs war ein Molotow-Cocktail explodiert. Zwei Mitarbeiter von Force India haben die Heimreise angetreten. An der Qualifikation am Samstag und am Rennen am Sonntag will das Team aber teilnehmen.

Auch zwölf Mechaniker des Sauber-Teams waren am Donnerstag Zeuge von Unruhen geworden. Der Schweizer Rennstall schickte seine Fahrer am Freitag aber wie gewohnt in beiden Einheiten auf die Strecke.

Die beste Runde des Tages drehte Rosberg. Fünf Tage nach seiner Sieg-Premiere in der Formel 1 war der Mercedes-Star deutlich schneller als das Red-Bull-Duo Mark Webber und Sebastian Vettel. „Es ist zwar schön, heute Schnellster zu sein. Aber wir wissen, dass das nichts zählt“, sagte Rosberg. In 1:32,816 Minuten fuhr der 26-Jährige satte 0,4 Sekunden Vorsprung auf Webber heraus.

Michael Schumacher bestätigte den Höhenflug der Silberpfeile mit Platz fünf hinter WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton. „Der Start ins Wochenende war definitiv nicht schlecht“, meinte der Rekordweltmeister. Allerdings hatte Mercedes auch bei den ersten drei Rennen in Training und Qualifikation das Tempo mitbestimmt. Doch erst in Shanghai platzte auch im Rennen der Knoten, als Rosberg der erste Sieg eines Mercedes-Werksfahrers seit 57 Jahren gelungen war.

Noch gänzlich ohne Saisonerfolg und Pole Position ist Titelverteidiger Vettel. Mehr als 0,7 Sekunden fehlten dem Hessen auf die Bestzeit seines Landsmanns. „Alles in allem kein schlechter Tag. Wir sind viel gefahren. Jetzt müssen wir sehen, ob es in die richtige Richtung geht“, sagte der Doppelchampion.

Gut in Schwung kam am Freitag zunächst der Gesamtführende Hamilton. Der Brite war am Vormittag der Schnellste. Später allerdings hatten er und sein Stallrivale Jenson Button deutlich mehr Probleme. „Ein harter Tag, eine echte Herausforderung. Aber wir sitzen alle im selben Boot“, sagte Hamilton. Der Weltmeister von 2008 führt vor dem vierten Saisonlauf das Klassement mit 45 Punkten an, Button liegt als Zweiter zwei Zähler zurück. Vettel rangiert hinter Ferrari-Pilot Fernando Alonso und Webber auf Rang fünf.

Ordentlich gerüstet für das Wochenende durfte sich trotz nur einer Trainingseinheit Nico Hülkenberg fühlen. Der Emmericher hatte am Vormittag im Force India Rang sechs belegt, sein Teamkollege Paul di Resta wurde sogar Dritter. Timo Glock musste sich im unterlegenen Marussia insgesamt mit Rang 19 begnügen.

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