Aus dem Zivi wird der Bufdi

Freiwillige können die Lücke zunächst nicht schließen.

Düsseldorf. Mit dem Ende des Zivildienstes beginnt am 1. Juli für die meisten Wohlfahrtsverbände eine neue Ära mit vielen Unwägbarkeiten. Nur 3000 der insgesamt 35 000 Stellen im Bundesfreiwilligendienst sind bisher besetzt. Das ist vor allem besorgniserregend, wenn man bedenkt, dass selbst 35 000 Bufdis — so der Spitzname der Zivi-„Nachfolger“ — die vor einigen Jahren noch übliche Zahl von 90 000 Zivildienstleistenden nicht ersetzen könnten. Die Lücke wird zunächst nur dadurch etwas verkleinert, dass rund 14 000 Zivis ihren Dienst freiwillig verlängern. 20 000 waren zuletzt noch im Einsatz.

Die bisher geringe Nachfrage nach Freiwilligendiensten führen viele Verbände darauf zurück, dass der Ausstieg aus dem Pflichtdienst so kurzfristig kam. So blieb wenig Zeit für Werbemaßnahmen. Besonders kritisch werden nun die Monate bis zum Herbst gesehen.

Beispiel Caritas: Der größte Wohlfahrtsverband Deutschlands hatte ursprünglich einmal 11 800 Plätze für Zivis bundesweit. Davon waren zuletzt noch 3850 besetzt. 3300 Freiwillige soll die Caritas stattdessen künftig einstellen dürfen — aber bis Anfang dieser Woche waren erst rund 300 Verträge abgeschlossen. „Allerdings beginnt die heiße Phase der Bewerbungen erfahrungsgemäß erst im Spätsommer“, schränkt die Sprecherin Claudia Beck ein.

Dennoch: Viele Verbände werden bei freiwilligen Aufgaben streichen müssen. Auch der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) sieht sich mit dem Problem konfrontiert. Beim mobilen sozialen Dienst des ASB in Düsseldorf beispielsweise bieten Zivis und junge Leute im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) Hilfeleistungen für Senioren an. Sie erledigen gegen ein geringes Entgelt Einkäufe oder begleiten sie zum Arzttermin.

Das könne leider nicht im bisherigen Umfang fortgeführt werden, sagt der Leiter dieses Dienstes, Lutz Grundmann. Die wichtigsten Angebote will er aber beibehalten. Hoffnung macht ihm die Tatsache, dass die Freiwilligen-Bewerbungen bei ihm zuletzt stark gestiegen sind.

Ob es zumindest langfristig genug Bewerber für die 35 000 Stellen geben wird? Da sind viele Verbände durchaus optimistisch. „Das Potenzial ist groß“, heißt es beim Paritätischen Wohlfahrtsverband. Das habe man bisher bei der großen Nachfrage nach dem FSJ gemerkt. Viele junge Leute, die zum Beispiel an einen Beruf im sozialpädagogischen oder im Gesundheitsbereich denken, sammeln im freiwilligen Dienst Erfahrungen. Und die Bereitschaft, sich für Schwächere zu engagieren, sollte man nicht unterschätzen, heißt es bei der Caritas.

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