#MeToo Auch im Öffentlichen Dienst gibt es sexuelle Belästigung

Belästigung und Diskriminierung ist im Öffentlichen Dienst laut einer Studie genauso verbreitet wie in der Privatwirtschaft.

 Symbolfoto.

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Foto: Tim Brakemeier

Auch in den Amtsstuben könnten „MeToo“-Kampagnen nützlich sein. Denn laut einer am Donnerstag veröffentlichten Befragung von „Forsa“ kommt sexuelle Belästigung im öffentlichen Dienst sogar etwas häufiger vor als in der Privatwirtschaft. Und bei Diskriminierungen, etwa wegen des Alters oder des Geschlechts, liegt man nur unwesentlich besser.

Ausgerechnet der Beamtenbund hatte die Studie in Auftrag gegeben, im Rahmen seiner jährlichen Untersuchung über das Ansehen des Öffentlichen Dienstes. Vorsitzender Ulrich Silberbach zeigte sich einigermaßen entsetzt: „Dass wir so schlecht sind, wie die Privatwirtschaft, können wir nicht hinnehmen“. Man werde nun überlegen, was zu tun sei. Eventuell eine Aufklärungskampagne, eventuell auch Schulungen für die Personalräte. Hintergrund des Erstaunens: Nirgendwo ist die Schutzdichte für Arbeitnehmer so hoch wie im öffentlichen Dienst. Überall gibt es Antidiskriminierungsstellen, zudem Frauen- und Behindertenbeauftragte und natürlich Personalräte.

Trotzdem gaben von den 1004 befragten Beschäftigten des Staatssektors 32 Prozent der Beamten und 34 Prozent der Tarifbeschäftigten an, schon mal Formen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz erlebt zu haben. Entweder bei sich selbst (15 Prozent Beamte, 20 Prozent Tarifbeschäftigte) und/oder bei Kollegen (jeweils 20 Prozent). Bei den befragten 1007 Beschäftigten der Privatwirtschaft lag die Erfahrung mit sexueller Belästigung etwas niedriger, bei 29 Prozent.

Frauen sind mit insgesamt 35 Prozent deutlich mehr betroffen als Männer (25 Prozent), bei denen das Wissen über solche Übergriffe zudem viel weniger auf eigenes Erleben zurückgeht, sondern auf Beobachtungen und Gespräche im Büro. Als sexuelle Belästigung wurden Übergriffe, unangemessene Sprüche oder anzügliche Blicke gewertet. Auffällig auch, dass die Betroffenen im Öffentlichen Dienst so etwas offenbar leichter mit sich machen lassen als in der Privatwirtschaft. In den Behörden wehrten sich nur 41 Prozent, in den Betrieben waren es 44 Prozent. 19 Prozent gaben an, sie hätten aus Angst oder Unsicherheit nichts unternommen, zehn Prozent weil sie berufliche Nachteile befürchteten und sechs Prozent, weil der Chef selbst der Belästiger war. 24 Prozent fanden die Sache nicht so schlimm.

Auch in Sachen Diskriminierung ist der Öffentliche Dienst kein wirkliches Vorbild. In der Privatwirtschaft fühlen sich 20 Prozent benachteiligt, bei den Beamten sind es 15 Prozent und bei den Tarifbeschäftigten in den Behörden 17 Prozent. Also kaum weniger. Die Männer, die das angaben, glauben, dass ihr Alter oder eine Behinderung der Grund sind, Frauen vermuten ihr Geschlecht oder den Familienstand als Motiv. Hauptklagen sind bei den Männern, dass sie eine begehrte Stelle nicht bekommen hätten; bei den Frauen eine unterbliebene Gehaltserhöhung.

Was das allgemeine Ansehen des öffentlichen Dienstes angeht, so ergab die Studie einen positiven Trend. Nur noch 32 Prozent finden ihn zu teuer, vor zehn Jahren waren es 58 Prozent. Ein starker Staat ist wieder bei 79 Prozent der Bürger angesagt. Im Berufe-Ranking liegt aktuell der Feuerwehrmann ganz vorne, knapp vor Arzt, Krankenpfleger und Erzieher. Verlierer im Ansehen sind Steuerberater, Unternehmer und Mitarbeiter von Werbeagenturen.

Die komplette Befragung auf www.dbb.de

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