Agrarminister will mehr freiwilligen Tierschutz im Stall

Berlin (dpa) - Angesichts von Kritik an der Massentierhaltung will Bundesagrarminister Christian Schmidt auf freiwilliger Basis mehr Tierschutz in den Ställen durchsetzen. Wo notwendig, werde er aber auch gesetzgeberisch handeln, sagte der CSU-Politiker am Mittwoch in Berlin.

Agrarminister will mehr freiwilligen Tierschutz im Stall
Foto: Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Angestrebt wird unter anderem, umstrittene Massentötungen männlicher Küken und das Schnabelkürzen bei Hühnern zu beenden. Gibt es binnen zwei Jahren keine Fortschritte mit freiwilligen Vereinbarungen, sollen Verbote kommen. Die Grünen kritisierten die Pläne als unzureichend.

„Am Ende dieser Legislaturperiode muss es den Tieren besser gehen als heute“, sagte Schmidt bei der Vorstellung einer Initiative für mehr Tierwohl. Haltungsbedingungen müssten stärker den Bedürfnissen der Tiere angepasst werden, forderte er. Konkret soll es beispielsweise für die Serien-Herstellung von Stalleinrichtungen künftig ein Zulassungsverfahren geben, das Tierschutzkriterien umfasst. Dafür soll im nächsten Jahr zunächst eine Verordnung für Legehennen kommen.

Ebenfalls 2015 will Schmidt eine freiwillige Vereinbarung unter anderem zum Verzicht auf das Schwänze-Abschneiden bei Schweinen erarbeiten, die aber auch praxistauglich sein müsse. „Was bringt es dem Tier, wenn der Schwanz nicht vom Menschen abgeschnitten, er aber von anderen Schweinen abgebissen wird“, sagte der Minister. Erreichen will er auch kürzere Tiertransporte und dass trächtige Kühe nicht mehr geschlachtet werden. Beendet werden soll zudem, dass jährlich 45 Millionen männliche Küken getötet werden. Die Forschung entwickele dazu schon Verfahren für eine Geschlechtserkennung im Ei.

Ein beratender „Kompetenzkreis Tierwohl“ mit Vertretern von Branchenverbänden, Tier- und Verbraucherschützern soll am 6. Oktober erstmals zusammenkommen. Schmidt mahnte auch die Verbraucher, bei Lebensmitteln nicht nur auf die billigsten Preise zu achten.

Die Grünen-Experten Nicole Maisch und Friedrich Ostendorff kritisierten: „Die Tiere in Deutschland brauchen verbindlichen Schutz statt warmer Worte.“ Der Deutsche Tierschutzbund, der dem künftigen „Kompetenzkreis“ angehört, begrüßte die Initiative. Da die Probleme der Tierhaltung bekannt seien, müssten aber bald Taten folgen.

SPD-Fraktionsvize Ute Vogt mahnte ebenfalls zum Handeln. Eine weitere zweijährige Diskussionszeit sei überflüssig und „ein Moratorium des Missstandes“. Der Unions-Agrarpolitiker Franz-Josef Holzenkamp (CDU) begrüßte, dass Schmidt Anstrengungen der Landwirte fordere, aber auch das wirtschaftlich und wissenschaftlich Machbare im Auge behalte.

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