In Großbritannien wächst die Zahl der EU-Befürworter

Der britsiche Premier David Cameron verschiebt die mit Spannung erwartete Grundsatzrede. Derweil mahnt US-Präsident Obama: Großbritannien muss Teil von Europa sein.

London. Der britische Premierminister David Cameron hat die Geisel-Krise in Algerien zum Anlass genommen, seine für Freitag in Amsterdam geplante EU-Grundsatzrede erneut zu verschieben. Auch als Phantom provoziert die Ansprache aber schon unerwartete Effekte: Im Königreich erheben erstmals EU-Fans ihre Stimme gegen den mächtigen Chor der Brüssel-Hasser.

Seit mehr als sechs Wochen verspricht Cameron den Briten eine Neu-Definition der EU-Mitgliedschaft, drei Mal hat er die Rede zu den heiklen Details dieser Loslösung nun schon verschoben — Zeit, in der die hitzig geführte Debatte überraschend einen neuen Kurs eingeschlagen hat. Die wichtigsten Unternehmer des Landes werfen den Hardlinern der konservativen Regierungspartei vor, Großbritannien mit ihrer EU-Kritik „wirtschaftlich zu isolieren“.

Auch US-Präsident Barack Obama hat sich in die Diskussion eingeschaltet. „Großbritannien muss Teil der EU bleiben“, appellierte er, „ein starkes Königreich in einem starken Europa fördert den Frieden, die Sicherheit und den Wohlstand eines ganzen Kontinents.“

Es wird erwartet, dass der Premier in seiner Ansprache darlegt, wie von 2015 an elementare Gesetzgebungsbereiche aus Brüssel zurück nach London geholt werden. 2018 sollen die Briten dann per Referendum entscheiden dürfen, ob ihnen diese Neu-Justierung reicht oder ob sie ganz aus der bis dahin noch enger verzahnten EU austreten wollen.

Die Variante eines EU-Komplettausstiegs, lange klarer Favorit der Briten, verliert unterdessen immer mehr Unterstützer: Jeder Zweite befürwortet mittlerweile einen Verbleib in der EU, sofern Großbritannien sich einzelne Kompetenzen zurückholen darf. „Ein Austritt ist unnötig, unwahrscheinlich und nicht wünschenswert“, schaltete sich auch der populäre Londoner Tory-Bürgermeister Boris Johnson in die Diskussion ein.

Zwei Drittel der jungen Briten zwischen 18 und 34 Jahren würden nach einer aktuellen Erhebung der Friedrich-Ebert-Stiftung sogar bedingungslos für die weitere EU-Mitgliedschaft stimmen.

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