G20-Gipfel: Angela Merkel legt sich mit dem US-Präsidenten an

Beim Treffen der stärksten Wirtschaftsmächte hagelt es Kritik an der amerikanischen Wirtschaftspolitik.

Seoul. US-Präsident Barack Obama ist mit dem Versuch gescheitert, die gewaltige Exportstärke Chinas und Deutschlands politisch einzudämmen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der chinesische Staatschef Hu Jintao ließen schon zu Beginn des G20-Gipfels eine Initiative der USA ins Leere laufen.

Beim Treffen der stärksten Wirtschaftsmächte (G20) Donnerstag in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul musste sich Obama mit einer Absichtserklärung begnügen, dass das Problem zu einem noch unbestimmten Zeitpunkt ernsthaft angepackt wird.

"Wir können über Ungleichgewichte auf der Welt sprechen. Aber wir können dafür nicht die Differenz aus Export und Import nehmen", sagte Merkel zum Auftakt des zweitägigen Treffens. In den nächsten Monaten soll eine Art Frühwarnsystem installiert werden, um rechtzeitig gegen übermäßige Handels- und Kapitalüberschüsse oder -defizite Maßnahmen zu ergreifen.

Schon bei den ersten Gesprächen vor dem Treffen zeigte sich, dass die USA sich ins Abseits manövriert hatten. Das Anwerfen der Notenpresse durch die US-Notenbank und die Forderung einer "Exportbremse" für Deutschland und China stießen auf massive Kritik.

"Eine politische Festlegung von Obergrenzen für Leistungsbilanzüberschüsse oder -defizite ist weder ökonomisch gerechtfertigt noch politisch angemessen", sagte Merkel. "Dies wäre unvereinbar mit dem Ziel eines freien Welthandels." Die EU stützt Merkel im Streit mit den USA.

Obamas und Merkels Unterhändler kämpften hinter den Kulissen des Gipfels um jedes Wort für die Abschlusserklärung. Die südkoreanischen Gastgeber sprachen von einem zeitweise völligen Stillstand in der Sache.

Schon vor dem Beginn des Gipfels am Morgen war es zu Verstimmungen gekommen, weil Obama zu einem inoffiziellen Gespräch mit Merkel nicht pünktlich erschien und die Kanzlerin warten ließ.

Als sich später herausstellte, dass Obama zunächst mit den Chinesen gesprochen hatte, soll Merkel verärgert reagiert haben, verlautet aus Verhandlungskreisen.

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