Nach Niederlage Friedrich Merz wendet sich mit Entschuldigung und Dank an die CDU-Mitglieder

Berlin · Nach einem Gespräch mit dem gewählten CDU-Vorsitzenden Armin Laschet bedankt Merz sich bei den Mitgliedern der Partei und spricht sich für Geschlossenheit und gute Zusammenarbeit aus. Aber auch Demut und sogar eine Entschuldigung sprechen aus seinen Zeilen.

 Merz ruft zur Unterstützung von Armin Laschet auf.

Merz ruft zur Unterstützung von Armin Laschet auf.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Friedrich Merz hat sich nach seiner Niederlage per Brief an alle Mitglieder der CDU gewandt. Nach dem Gespräch mit Armin Laschet lenkt er ein und entschuldigt sich für seinen unabgesprochenen Vorstoß, sich als Wirtschaftsminister für das aktuelle Bundeskabinett anzubieten: „Mir wurde vor einem Jahr aus der Führung der CDU der Vorschlag unterbreitet, meine Mitarbeit sehr konkret einzubringen. Ich war und bin für diesen Gedanken unverändert aufgeschlossen. Zugleich bedaure ich sehr, dass in diesem Zusammenhang am Wochenende Irritationen um meine Person entstanden sind. Lassen Sie es mich deutlich sagen: Auch ohne Amt werde ich mein Versprechen einlösen, für die Partei weiter engagiert zu sein.“ Der Vorstoß von Merz hatte selbst in den Reihen seiner Unterstützer für Unverständnis gesorgt. Merkel hatte das Angebot von Merz umgehend abgelehnt. Als CDU-Vorsitzende hatte sie Merz 2002 vom Amt des Fraktionsvorsitzenden im Bundestag verdrängt. Das Verhältnis zwischen Merkel und Merz gilt seither als zerrüttet.

Der bei der Wahl zum CDU-Vorsitz unterlegene Friedrich Merz hat die Delegierten des Online-Parteitags und die CDU-Mitglieder außerdem zur Unterstützung des neuen Parteichefs Armin Laschet aufgerufen. „Ich bitte alle Delegierten, an der schriftlichen Schlussabstimmung teilzunehmen und unseren neuen Vorsitzenden Armin Laschet mit einem starken Votum auszustatten. Und dann gehen wir gemeinsam an die Arbeit“, heißt es in dem vorliegenden Schreiben von Merz an die CDU-Mitglieder.

An die CDU-Mitglieder appellierte Merz nun: „Wir sollten Armin Laschet jetzt mit aller Kraft gemeinsam bei seiner verantwortungsvollen Aufgabe unterstützen.“ Die Union „braucht Geschlossenheit und gute Zusammenarbeit, und wir müssen zusammen kämpfen: für unsere Überzeugungen und für unser Land“. Wenn die Partei dies nicht tue, „droht Deutschland in rechten Populismus oder grün-linken Neo-Sozialismus abzurutschen. Unserem Land würde schwerer Schaden zugefügt.“ Merz bedankte sich bei seinen Unterstützern: „Sie haben mich in den vergangenen Monaten mit großer Leidenschaft getragen.“ Nun habe der Parteitag für Laschet entschieden.

Wegen der Corona-Pandemie sei die wirtschaftliche Lage des Landes ernst, schrieb Merz weiter. „Deshalb dürfen wir Deutschland in dieser historischen Stunde nicht rot-rot-grünen Experimenten überlassen.“ Die CDU werde als „Kraft der Mitte, der Freiheit, der Vernunft“ gebraucht, sie müsse die Aufschwungperspektive verkörpern. „Deutschland steht vor einem Comeback der Innovationen und überlässt die Zukunft nicht allein Amerika und China. Deshalb kann die CDU auch in Zukunft auf mich zählen.“

Laschet hatte sich am Samstag bei einem Online-Parteitag in einer „digitalen Vorauswahl“ per Stichwahl mit einem Vorsprung von 55 Stimmen knapp gegen Merz durchgesetzt. Das Ergebnis der aus Rechtsgründen anschließend nötigen Briefwahl soll an diesem Freitag verkündet werden. In der Union wird nach der Niederlage von Merz eine Fortsetzung der Spaltung innerhalb der CDU in ein Lager der eher konservativer ausgerichteten Merz-Anhänger und der Laschet-Anhänger befürchtet. Laschet befürwortet grundsätzlich eine Fortsetzung des Mitte-Kurses von Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak bat die Delegierten in einer Mail an die Mitglieder, der das Schreiben von Merz angehängt war, um Vertrauen für den auf dem Parteitag gewählten neuen Bundesvorstand - „mit Armin Laschet an der Spitze als Mannschaftskapitän“. Gemeinsam wolle man Verantwortung in einer modernen Volkspartei übernehmen, „die in Geschlossenheit geeint ist und sich dazu bekennt, dass Politik aus der Mitte der Gesellschaft kommen muss und nicht von ihren Rändern“.

(red/dpa)
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