Frauenrechte weltweit Rechtspopulismus und Antifeminismus gehen Hand in Hand

Düsseldorf · Diakonie und Brot für die Welt kritisieren wachsende Repressionen gegen Frauenrechtlerinnen.

 Frauen demonstrieren in Madrid gegen Gewalt gegen Frauen und für mehr Rechte.

Frauen demonstrieren in Madrid gegen Gewalt gegen Frauen und für mehr Rechte.

Foto: dpa/Ricardo Rubio

Diakonie und Brot für die Welt sehen den Kampf um Frauenrechte in Deutschland und weltweit unter Druck. „Der Antifeminismus geht mit dem Rechtspopulismus Hand in Hand“, sagte Maria Loheide, sozialpolitischer Vorstand der Diakonie Deutschland, anlässlich der Konferenz Diakonie und Entwicklung in Düsseldorf. Die Konferenz ist das höchste Beschlussgremium des Evangelischen Werkes für Diakonie und Entwicklung (EWDE), zu dem die Diakonie Deutschland, Brot für die Welt und die Diakonie Katastrophenhilfe gehören.

Loheide sprach von einem „Backlash“ (Gegenschlag), bei dem Rechtspopulisten auch in Deutschland den Antifeminismus nutzten, „um Verbündete zu finden und die Rolle von Frauen zu reduzieren“. Als Beispiel nannte sie das Urteil des Landgerichts Berlin, das Verunglimpfungen der Grünen-Politikerin Renate Künast bei Facebook („Drecksfotze“, „Stück Scheiße“, „Geisteskranke“) als zulässige Meinungsäußerungen eingestuft hatte. „Erst im Zuge dieses Urteils“, so Loheide, „ist öffentlich geworden, mit wie vielen Drohungen Parlamentarierinnen zu tun haben. Dabei werden sie immer auch als Person angegriffen.“ Das sei ein eklatanter Unterschied zwischen Männern und Frauen. 

Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt, kritisierte, auch international gehe es beim Widerstand gegen den Rechtspopulismus zwar immer um dessen rassistische und antisemitische Ausprägungen. „Aber der Antifeminismus wird viel zu wenig deutlich.“

Oft Frauen an der Spitze von Widerstandsbewegungen

Weltweit seien immer mehr massive Repressionen gegen Frauenrechtlerinnen zu beob­achten, sagte Füllkrug-Weitzel. Das reiche von Morddrohungen gegen die Frauen selbst oder ihre Kinder bis hin zu grausamst vollzogenen Taten. Die Präsidentin bezog sich auf ein Beispiel aus Mexiko, wo zunächst Schritt für Schritt die Kinder und schließlich die Frauen selbst ermordet wurden. Denn oft stünden gerade Frauen an der Spitze zivilgesellschaftlicher Organisationen.

Zu beobachten seien diese „systematischen und regelhaften Menschenrechtsverletzungen“ gerade im Umfeld von Bergbau- und Ölkonzernen und im Zusammenhang mit Land­aneignung durch internationale Konzerne. Tätig würden dabei nicht die Unternehmen selbst, „sondern die Mafia, Paramilitärs und Teile der Sicherheitsorgane“.

Die Präsidentin erklärte, sie habe in ihren gut 20 Jahren bei Brot für die Welt noch nicht erlebt, „dass Frauen in dieser massiven Weise und systematisch vergewaltigt werden als Kriegswaffe“. Das Phänomen werde in den betroffenen Ländern auch meist in keiner Weise thematisiert. Allein auf der Ebene der Vereinten nationen habe es Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) angesprochen.

In Nigeria beispielsweise gehe es nicht nur um die knapp 300 Mädchen, die 2014 von der islamistischen Terrororganisation Boko Haram entführt worden waren. „Es geht um 30 000 Mädchen und Frauen, die gekidnappt, vergewaltigt, als Sex-Sklavinnen gehalten und dann ausgespuckt und von ihren eigenen Familien verstoßen werden.“ Mit den Kirchen in Nigeria ist Brot für die Welt im Gespräch, um für diese Frauen endlich Wege der Traumabewältigung zu eröffnen.

Besonders gefährdet sind nach Schilderung der Hilfsorganisation vor allem auch Frauen auf der Flucht, wenn sie ohne Mann allein oder mit ihren Kindern unterwegs sind. „Sie sind dann vollkommen schutzlos und oft auch staatenlos.“ In vielen Ländern haben Frauen keine Möglichkeit, ohne Mann ihre Nationalität sicherstellen zu lassen oder an ihre Kinder weiterzugeben. „Und staatenlose Kinder haben keinerlei Rechte von der Wiege bis zur Bahre.“

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