Franziskus — Hirte, Tröster, Begeisterer

Der Papst hat bei seinem Besuch in Rio die Massen begeistert. Er fordert sie aktiv auf, engagiert nach Jesus zu suchen.

Rio de Janeiro. Der Papst hat die katholische Jugend der Welt am Zuckerhut im Sturm erobert. Wo immer Franziskus auch hinkam, flogen ihm die Herzen zu. „Viva Papa!“ riefen die Menschen auf Rios Copacabana. Der Argentinier winkte, segnete, umarmte und küsste. Er ging zu den Jungen und Alten, den Armen und Kranken und dann auch zu den Mächtigen. Wohl keiner hat das Weltjugendtags-Motto so lebhaft, strahlend und humorvoll erfüllt wie Franziskus: „Geht hin und macht zu Jüngern alle Völker der Erde.“ Mission erfüllt, so das Fazit seiner ersten Auslandsreise als Chef der Kirche.

Der Oberhirte von weltweit etwa 1,2 Milliarden Katholiken nutzte das Glaubensfest in Rio de Janeiro gezielt, um seiner in den vergangenen Jahren von Skandalen heimgesuchten Kirche neuen Schwung zu geben — und Mut. Vor allem in Europa hat sie mit Priestermangel und oftmals nahezu leeren Gotteshäusern zu kämpfen. Dieser Papst aus dem Süden, der auch in Rio etwas antiquiert klingende Begriffe wie „Teufel“ und „Sünde“ nicht scheute und die lateinische Sprache nicht mied, weiß, auf wen er für die Zukunft setzen muss: die Jugend, die aus allen Kontinenten angereist war — vor allem aus dem Süden.

Der 76-jährige Franziskus schonte sich nicht. Selbst sein Sprecher Federico Lombardi war überrascht von seiner „fast unerschöpflichen Energie“. Es war wohl das, was sein zehn Jahre älterer Vorgänger Benedikt XVI. bei seinem Rücktritt meinte, als er sagte, auf dem Stuhl Petri müsse jemand sitzen, der mehr Kraft mitbringe. „Das ist auf eine unglaubliche Art eingetreten“, so Lombardi. Der Papst wurde in Rio wie ein Pop-Star gefeiert.

„Ruft Jesus“ gab er den Armen in der Favela Varginha, den Suchtkranken im Hospital São Francisco de Assis und den begeisterten jungen Menschen an der Copacabana mit auf den Weg: „Es gibt kein Kreuz in unserem Leben — sei es klein oder groß —, das der Herr nicht mit uns teilt.“ Franziskus war als Mutmacher, als Tröster und als nahbarer Papst unterwegs, der sich wie schon in seinen ersten Monaten im Vatikan wenig um Status-Symbole scherte. Auf der Rückbank eines Kleinwagens fuhr er durch Rio.

Ja, er ist auf dem besten Weg zum Superstar. Untrügerische Zeichen: Die Menge am Copacabana-Strand kreischte schon, wenn der Papst aus dem Helikopter stieg. Volksfestcharakter nahmen die Partys der Jugend mit ihrem Franziskus an.

Eine „starke Botschaft“ hatte der Vatikan für den Papstbesuch versprochen. Die Botschaft: Dialog in der Kirche, in der Familie, in der Gesellschaft. Und die Christen müssen ausschwärmen, um Licht zu schaffen angesichts der „dunklen Seite der Globalisierung“. Der Papst will keine „Teilzeit-Christen“, will seine Kirche in Favelas wirken sehen.

Der nächste Weltjugendtag wird 2016 im polnischen Krakau sein. Es ist eine Verbeugung vor Papst Johannes Paul II., der in der Nähe der Stadt geboren wurde und dann Erzbischof von Krakau gewesen ist.

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