Explosive Mischung auf der Sinai-Halbinsel

Mit Sorge beobachtet Israel die Eskalation im ägyptischen Grenzgebiet.

Kairo. Die ägyptische Sinai-Halbinsel war schon vor der Entmachtung von Präsident Husni Mubarak im vergangenen Februar ein unruhiger Ort. Doch jetzt droht die Lage in dem Gebiet an der Grenze zu Israel völlig außer Kontrolle zu geraten.

Die Pipeline für die Lieferung von ägyptischem Gas nach Israel wurde seit der ägyptischen Revolution mehrfach durch Sprengstoffanschläge beschädigt. Doch die Polizei hat niemals auch nur einen einzigen Verdächtigen festgenommen.

Die Angreifer, die am Donnerstag in Eilat acht Israelis töteten, sollen angeblich durch einen Tunnel aus dem palästinensischen Gazastreifen nach Ägypten gekommen und von dort aus nach Israel eingedrungen sein. Eine zweite Gruppe Angreifer feuerte anschließend von ägyptischem Territorium aus auf Israelis jenseits der Grenze, um die Flucht ihrer Komplizen von Israel nach Ägypten zu ermöglichen. Im Kreuzfeuer starben ägyptische Grenzwächter.

Sicherheitsprobleme auf dem Sinai sind nicht neu. Im vergangenen Jahrzehnt sprengten sich mehrfach Terroristen vor Hotels an der Küste des Roten Meeres in die Luft. Beduinen liefern seit Jahren über Tunnel Waffen und Lebensmittel in den palästinensischen Gazastreifen. Menschenschmuggler bringen illegale Einwanderer aus Afrika nach Israel.

Polizei und Mitarbeiter des ägyptischen Geheimdienstes ließen sich teilweise gerne von den Gesetzlosen bestechen. Zum Teil behandelten sie die Einheimischen aber auch mit Verachtung und Willkür, was bei den Beduinen-Clans den Ruf nach Rache laut werden ließ. Erst am vergangenen Mittwoch wurden an einer Straßensperre zwei junge Beduinen erschossen.

Ein Teil der Gesetzlosen auf dem Sinai hat sich in den Höhlen des Al-Halal-Berges verschanzt. Dieses nicht weit von der israelischen Grenze entfernte Gebiet ist aus der Sicht der Sinai-Bewohner ein „Versteck für Kriminelle aller Art“. Das Innenministerium glaubt, dass sich dort vor allem islamistische Terroristen verschanzt haben — Ägypter und Ausländer. Auch Ramsi al-Mowafi, ein früherer Arzt des Al-Kaida-Gründers Osama bin Laden, soll schon auf dem Sinai gesichtet worden sein.

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