Evaluation der Corona Maßnahmen Dünne Erkenntnisse

Meinung · Der 160-seitige Corona-Evaluierungsbericht der Sachverständigen-Kommission spiegelt jene Unsicherheit im Umgang mit der Pandemie wider, die den Bürgerinnen und Bürgern seit Anbeginn der Corona-Misere Anfang 2020 begegnet ist: Nichts Genaues weiß man nicht – und davon recht viel.

 Olaf Kupfer

Olaf Kupfer

Foto: Olaf Kupfer/Michael Hollmann

Das eine mag das andere auch bedingen: Einige der Wissenschaftler wie zum Beispiel die Professoren Drosten (er stieg während der Evaluierung ob der geringen Erfolgsaussichten aus) oder Streeck, die jetzt evaluiert haben, welche Maßnahmen denn nun wie gewirkt haben, waren zuvor als Berater der Bundesregierung oder wichtiger Landespolitiker geistige Urväter so mancher politischer Vorgabe: von der Maskenpflicht zum Beispiel über Schulschließungen bis hin zu Zugangsvoraussetzungen mit Corona-App oder frischen Tests. Ach, was hat es nicht schon alles gegeben. Jetzt werden alle Maßnahmen im Lichte der dürren Datenlage gewogen, und fast immer müssen die Wissenschaftler feststellen, dass man Maßnahmen in der Zukunft kaum besser wird begründen können, als man das in den vergangenen zwei Jahren vermocht hat.

So ist der Bericht kein abschließendes „Corona-Zeugnis“, kein konkreter Maßnahmen-Katalog für verschiedene Corona-Szenarien der Zukunft. Sondern er ist – wie wir das die ganze Zeit ohnehin empfinden – ein weiter lernendes System, „trial and error“, mit ganz viel unerträglicher Ungewissheit, auch mal mit Erfolg – und dann wieder mit Kopfschütteln. Was vor allem daran liegt, dass die Datenlage im Hinblick auf die Maßnahmen nicht nur schwierig zu erlangen war, sondern oft auch gar nicht erst in Angriff genommen worden ist. Den Vergleich der Forschung mit England oder den USA verliert Deutschland um Längen. Das ist eine wichtige Erkenntnis, aus der man lernen muss. So lange sei es durchaus auch sinnvoll, wie die Sachverständige und Soziologin Jutta Allmendinger gen Entscheidungsträgern ausführte, „sich zu entschuldigen“ – um die Glaubwürdigkeit zu stärken. Vielleicht ist das eine der sichersten Erkenntnisse dieser Evaluation.

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