Eric Cantona: Vorkämpfer gegen die Bankenmacht

Frankreichs Ex-Fußballstar Cantona hatte seine Landsleute aufgerufen, ihre Konten zu plündern. Doch nur wenige folgten ihm.

Paris. Es ist wie Karneval im Dezember. Die Aktivisten des Sponti-Kollektivs sind in Gangsterkostüme geschlüpft und schreiten zur Tat. In einer Pariser Filiale der Großbank "Société Générale" plündern die "Dalton-Brüder" symbolisch ihre Bankkonten.

"Ohne unser Vertrauen gibt es die Macht der Banken nicht", begründen sie ihre Aktion. Am Nachmittag sollte auch Eric Cantona eine Filiale der Bank "BNP Paribas" betreten, um Geld abzuheben. Der französische Ex-Fußballstar ist es, der den "revolutionären" Anti-Banken-Appell im Internet lanciert hat.

Aus "King Eric", dem umjubelten Manchester-United-Idol, ist ein moderner Robin Hood geworden: der mutige Vorkämpfer gegen die Bankenmacht.

Wenn alle Franzosen am 7. Dezember ihre Konten leerten, so doziert er, würde "das System zusammenbrechen". Für Cantona steht fest, dass unverantwortliche Finanzjongleure die Welt in die Finanzkrise gestürzt haben.

Je näher der 7. Dezember heranrückt, desto größer die Nervosität bei den Geld-Giganten. Zwischenzeitlich scheint es sogar so, als habe Eric Cantona eine Staatsaffäre ausgelöst. Christine Lagarde, Frankreichs Finanzministerin, reagiert ausgesprochen giftig: "Man sollte über Sachen reden, von denen man Ahnung hat."

Auch Baudouin Prot, Boss von "BNP Paribas", einer der größten Banken Europas, ist wenig amüsiert. Cantona schüre "Unsicherheit". Selbst Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker meldet sich zu Wort. Auch er hege gegenüber dem Finanzsektor "gemischte Gefühle". Trotzdem sei die Aktion "unverantwortlich", findet er.

Doch wie reagieren die französischen Bankkunden? Sind sie so revolutionär, dass sie tatsächlich ihre Konten und Sparbücher räumen, auf denen ein Volksvermögen von mehr als 700 Milliarden Euro ruht?

Immerhin hatten 36 000 Franzosen auf Facebook fest zugesagt, ihr gesamtes Bargeld abzuheben. Ein Pariser Bankenexperte berichtet unserer Zeitung am frühen Abend, dass die Aktion am Schalter "ohne Resonanz" geblieben ist.

Auch weil die Geldhäuser Sperrriegel eingeschoben haben. Kunden müssen sich bei fast allen Filialen Tage vorher anmelden, wenn sie mehr als 1500 Euro abheben wollen. Etliche Geldautomaten spucken zudem nicht mehr als 400 Euro am Tag aus.

Stattdessen rückt der Banken-Rebell selbst in die Schusslinie. Kritiker werfen ihm Heuchelei vor, weil er als Werbe-Ikone Millionen scheffelt. Spötter machen sich lustig: "Mit wie vielen Geldkoffern kommt er zum Bankschalter?"

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