Klima-Ausstieg Empörung über Trumps Klima-Entscheidung - Merkel will hartnäckig bleiben

Donald Trumps Entscheidung zum Ausstieg aus dem Klimaschutz ruft in Berlin harrsche Kritik hervor. Das Social Web nimmt's mit Humor.

US-Präsident Donald Trump.

US-Präsident Donald Trump.

Foto: dpa

Washington. Selten waren sich Regierung und Opposition so einig wie am Tag nach der verkündeten Entscheidung von US-Präsident Donald Trump gegen das Pariser Klimaschutzabkommen: Es hagelte durchweg harsche Kritik.

Einige Umweltschützer von „Greenpeace“ waren schon am frühen Freitagmorgen vor der Berliner US-Botschaft aktiv: Auf die Fassade des Gebäudes gleich neben dem Brandenburger Tor projizierten sie einen großen Schattenriss Trumps mit der Unterschrift „Total Loser, so sad“ („Totaler Verlierer, so traurig“) — in Anlehnung an die Twitter-Botschaften des US-Präsidenten. Dieser Spruch stand gestern auch sinnbildlich für die politische Stimmung in Berlin. In einer gemeinsamen Erklärung von sechs Bundesministerin wurde Trump vorgehalten, das wirtschaftliche Wachstum zu behindern und „Hand an die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen“ anzulegen.

Die sozialen Medien begegnen dem Klimaschutz-Ausstieg der USA kreativ.

Die sozialen Medien begegnen dem Klimaschutz-Ausstieg der USA kreativ.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ging am Freitagvormittag persönlich vor die Presse. Und für ihre Verhältnisse ließ sie dabei ebenfalls nur wenig diplomatische Rücksicht walten: „Die Entscheidung der USA sei „äußerst bedauerlich und damit drücke ich mich noch sehr zurückhaltend aus“, sagte die deutsche Regierungschefin. Das Übereinkommen von Paris ist aus Merkels Sicht nach wie vor ein Eckpfeiler in der internationalen Zusammenarbeit. Der Vertrag werde gebraucht, um die Schöpfung zu bewahren. „Nichts kann und wird uns dabei aufhalten“, meinte Merkel beinah trotzig. Der vor mehr als 20 Jahren begonnene Prozess bis zum Pariser Abkommen sei unumkehrbar.

Mit dem 2015 geschlossenen Vertrag verpflichten sich mehr als 190 Staaten, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf unter zwei Grad zu begrenzen. Lediglich Syrien und Nicaragua blieben damals außen vor. Damit sind die USA nun in zweifelhafter Gesellschaft.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) räumte ein, dass die Entscheidung Trumps ein „Rückschlag“ für den Klimaschutz bedeute. Ab 2018 werde der Beitrag der USA fehlen. Deswegen seien aber nicht die anderen Länder verpflichtet, mehr zu zahlen. „Es wird jetzt von niemandem in der Welt erwartet, dass er das durch seine eigenen Anstrengungen kompensiert“, so Hendricks.

Dem widersprach allerdings Grünen-Fraktionschef Toni Hofreiter: „Paris ist nicht perfekt, aber es ist das Beste, was wir haben“. Umso mehr müssten Deutschland und die EU wieder Vorreiter beim Klimaschutz werden, sagte der Grünen-Politiker unserer Redaktion. „Wir haben das Potenzial und müssen es nutzen“. Die US-Entscheidung selbst kritisierte Hofreiter als „Frontalangriff auf Mensch und Umwelt“. Sie sei auch ein „Affront gegen die Wissenschaft und eine Absage an die Vernunft“. Ähnlich drastisch klang es bei Linken-Chefin Katja Kipping: Trump werde zum „Menschheitsrisiko“. Die Bundesregierung solle sich allerdings besser an die eigene Nase fassen, meinte Kipping. Denn wer die eigenen Klimaschutzziele verfehle, sollte sich Vorhaltungen gegen andere sparen.

Eigentlich hat Deutschland den ehrgeizigen Plan, seinen Treibhausgasausstoß bis 2020 im Vergleich zum Jahr 1990 um 40 Prozent zu verringern. Ohne zusätzliche Anstrengungen ist das nach Einschätzung von Experten aber nicht mehr zu schaffen. Diskutiert wird deshalb auch über einen beschleunigten Kohleausstieg. Hier winkte Umweltministerin Hendricks am Freitag allerdings erst einmal ab: „Das hat keinen unmittelbaren Zusammenhang“.

Die Ankündigung von US-Präsident Trump, das Pariser Klimaschutz-Abkommen aufzukündigen, ruft jedoch auch humorvolle Reaktionen hervor - nicht zuletzt beim französischen Präsidenten Macron, der Trump noch am Abend auf Twitter ein wenig trollte. Eine Auswahl gibt es hier:

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