Edward Snowden überquert still und heimlich Russlands Staatsgrenzen

Nach mehr als einem Monat darf der 30-Jährige mit gültigen Papieren den Flughafen in Moskau verlassen.

Moskau. Geheimoperation in Moskau: Mit russischen Papieren und unbeobachtet, angeblich in einem Taxi, hat der wegen Verrats von den USA verfolgte Edward Snowden am Donnerstag den Moskauer Flughafen Scheremetjewo verlassen. Nach mehr als einem Monat im belebten Transitbereich genießt er nun an einem sicheren Ort Schutz vor der Öffentlichkeit — und den US-Behörden, wie der kremlnahe Moskauer Anwalt Anatoli Kutscherena sagte.

Stolz hält der Jurist die russischen Aufenthaltspapiere des US-Bürgers Snowden in die Kameras des Moskauer Staatsfernsehens: die Nummer 0011330, gültig vom 31.7.2013 bis 31.7.2014. Aus „humanitären Gründen“ gewähre Russland dem 30-Jährigen vorläufiges Asyl, betont Kutscherena.

Snowden wolle nun vorerst in Russland bleiben. „Er hat derzeit nicht die Absicht, nach Lateinamerika zu fliegen.“ Dort hatten Venezuela, Ecuador und Bolivien dem US-Bürger Snowden Zuflucht angeboten. Der 30-Jährige habe ihm gegenüber angedeutet, dass irgendwann sein nächstes Reiseziel in Europa liegen könnte, sagte Kutscherena. „Die Entscheidung trifft allein er. Zunächst wird er sich auf russischem Gebiet aufhalten.“

Lon Snowden, der Vater von Edward, kündigte in russischen Staatsmedien an, sich nun bald mit seinem Sohn treffen zu wollen. Womöglich wollen beide im Februar 2014 gemeinsam zu den Olympischen Winterspielen im russischen Schwarzmeerkurort Sotschi, sagte er. Der 52-Jährige riet seinem Sohn zum weiteren Aufenthalt in Russland — und dankte Präsident Wladimir Putin dafür, dass er sich US-Auslieferungsforderungen nicht beuge.

Dass Russland nun nach einigem Zögern Snowden doch ganz schnell Asyl zubilligt, fällt mit der Verurteilung des Wikileaks-Informanten Bradley Manning in den USA zusammen. Moskauer Kommentatoren hatten vor diesem Hintergrund eine zügige Entscheidung zu treffen.

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