Druck auf Iran ist wirkungslos

Experten: Egal wie hart die Sanktionen auf Ahmadinedschad auch sind, der Präsident wird nicht von seinen Plänen abweichen.

Teheran. Sanktionen hat der Iran stets trotzig beantwortet. Das dürfte nach den jüngsten Handels- und Einreiseverboten der Europäischen Union nicht anders sein. Sanktionen machen das Land nach Ansicht der Führung in Teheran nur noch unabhängiger. Präsident Mahmud Ahmadinedschad ist der führende Verfechter dieser Trotzreaktion. „Der Westen will uns mit Sanktionen nur einschüchtern, damit wir nicht den Gipfel des Fortschritts erreichen“, sagt der populistische Präsident.

„Die Folgen der jüngsten Sanktionen kann man natürlich nicht schönreden, aber man muss auch bedenken, dass sie für den Iran weder neu noch kurzfristig lähmend sind“, sagt ein Finanzexperte in Teheran. Die iranische Ölausfuhr in die Länder der Europäischen Union beträgt ungefähr 18 Prozent des Ölexports, der Hauptanteil geht nach China, Indien und Japan. Ein Öleinfuhrverbot der EU dürfte dem Iran nicht weiter schaden.

Lähmend waren die Sanktionen bis jetzt besonders für die zivile Luftfahrt des Landes. Die Boeing-Flugzeuge sind 35 bis 40 Jahre alt, neue Jets könnte sich der Iran nur in Russland und der Ukraine besorgen — diese sind den Passagieren aber nicht sicher genug.

Auch mit Einreiseverboten für iranische Beamte und Manager kann das Land leben. Die EU hat mehrmals Außenpolitiker auf die Liste der unerwünschten Gäste gesetzt — aber das Verbot für jeden Besuch wieder aufgehoben.

„Die wirtschaftlichen Aspekte sind eine Sache, die politischen aber eine andere. Und die tun dem Land mehr weh“, sagt ein Politologe in Teheran. „Der Iran und besonders Ahmadinedschad wollen international mitspielen, in Irak und Afghanistan mitreden — und auf keinen Fall ein zweites Nordkorea werden“, sagt der Politologe. Ahmadinedschad hat dem Westen, auch dem Erzfeind USA, mehrmals seine Hilfe für einen Einsatz in Krisenherden angeboten. „Warum Feinde sein, wenn wir Freunde sein können?“, fragte er einmal.

„Ahmadinedschad betrachtet den Iran als die zweite Weltmacht hinter den USA. Aber eine isolierte Weltmacht nützt ihm nichts“, sagt ein ausländischer Diplomat in Teheran. Doch der Wunsch, international Gehör zu finden, wird Ahmadinedschad auch nicht davon abhalten, das umstrittene Atomprogramm weiterzuführen.

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