Drogen: Cannabis wird zur Volksdroge

Haschisch, Ecstasy oder Crack: Fast jeder zehnte Deutsche zwischen 18 und 39 Jahren nimmt illegale Rauschmittel.

Berlin. Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) schätzt die Tatkraft der Bundesdrogenbeauftragten Mechthild Dyckmans. Und die braucht sie in ihrem Job auch. Denn der Jahresbericht, den die Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) gestern in Berlin vorlegte, ist besorgniserregend.

Fast jeder Zehnte der 18- bis 39-jährigen Deutschen hat 2009 mindestens einmal eine illegale Droge genommen. Vor allem Jüngere geben sich gern dem Cannabis- oder Kokainrausch hin, bei den unter 30-Jährigen liegt der Anteil der Konsumenten sogar bei 14 Prozent. Rauschgift sei ein "Phänomen der Jugend", heißt es in dem Bericht.

"Maßnahmen der Drogen- und Suchtpolitik in Deutschland wirken", sagt Dyckmans und verweist auf Präventionsprojekte oder verschiedenste Hilfseinrichtungen. Gleichwohl müssten Veränderungen beim Angebot der Drogen aufmerksam beobachtet werden. So kämen neue synthetische Drogen auf den Markt.

Unangefochtene Nummer eins bei den illegalen Drogen ist Cannabis. Der aus Hanf gewonnene Stoff wird vor allem von 18- bis 39-Jährigen genommen, 9,3Prozent dieser Altersgruppe griffen 2009 mindestens einmal zu. Der Wert lag um 0,1 Punkte höher als bei der letzten Erhebung 2006.

"Auch die Zahl der intensiven Konsumenten geht offensichtlich nicht zurück", sagt Dyckmans. "Diese Gruppe müssen wir bei der Prävention ganz gezielt in den Blick nehmen."

Hingegen sei der Konsum von Kokain in Deutschland "vergleichsweise niedrig", so Dyckmans. 1,6 Prozent der untersuchten Altersgruppe nahmen laut Jahresbericht Kokain oder Crack, ebenso viele Amphetamine.

Insgesamt 9,9 Prozent gaben sich nach den Daten der Beobachtungsstelle im Vorjahr illegalem Rauschgift hin. Bei der letzten Erhebung 2006 war der Wert um 0,3 Punkte niedriger. Der Anteil der Männer ist fast doppelt so hoch wie der der Frauen. Der Preis ist hoch: 1331 Menschen kamen 2009 in Deutschland durch den Konsum illegaler Substanzen ums Leben.

Nicht nur wegen dieser Zahlen sieht Wolfgang Götz, der Chef der EU-Drogenbeobachtungsstelle (EBDD), noch viel Arbeit im Kampf gegen den Drogenmissbrauch.

"Wir sind von einer Entwarnung weit entfernt", sagt er. Immerhin vier Millionen Europäer konsumieren täglich oder fast täglich Cannabis. Und: Die EU und Norwegen verzeichnen 1,35 Millionen regelmäßige Konsumenten von Opiaten.

Jeder fünfte Drogenkonsument, der sich in Europa in Behandlung begibt, ist nach EBDD-Angaben älter als 40 Jahre. Daher sieht die Behörde auf die Gesellschaft eine Kostenlawine zurollen. Die Behandlung von Älteren sei teuer.

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