Doppel-Porträt Teil 1: Christian Wulff

Der niedersächsische Ministerpräsident (CDU) ist von Union und FDP nominiert worden. Sein Wahlspruch: „Die Zukunft gehört den Sanftmütigen.“

Hannover. Er wäre der jüngste Bundespräsident. Christian Wulff will ins Schloss Bellevue, obwohl er von sich selbst behauptet, er sein kein "Alphatier". "Die Zukunft gehört den Sanftmütigen, den Friedfertigen", sagt der 51-Jährige.

Niedersachsens Ministerpräsident ist lieber Softie als Rabauke. "Ich war nie so ein Lautsprecher", meint Wulff. Diese Art passt aus seiner Sicht besser zum Amt des Bundespräsidenten. Zugleich will er aber auch unbequem sein, um Gräben zwischen Bürgern und Politikern zu schließen.

In der Politik gibt sich der Mann, der lieber Bananensaft als Wein trinkt, bescheiden. Aber sein fast spitzbübisches Lächeln lässt erahnen, dass er hinter den Kulissen die Strippen zieht.

Seit Jahren wird gemunkelt, ihm werde es in Niedersachsen zu langweilig. Ambitionen als Kronprinz von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) stritt er jedoch ab.

"Mir fehlt der unbedingte Wille zur Macht und die Bereitschaft, dem alles unterzuordnen", sagte er vor zwei Jahren in einem Interview. Sein politisches Umfeld wollte das nicht so recht glauben. In Umfragen war er vor Jahren schon mal beliebtester Politiker.

Seit 2003 steht Wulff an der Spitze einer schwarz-gelben Koalition in Niedersachsen. 2008 gelang ihm die Wiederwahl. In Turbulenzen geriet Wulff Anfang dieses Jahres, weil er für Flüge in den Weihnachtsurlaub mit der Familie eine kostenlose Hochstufung in die Businessklasse angenommen hatte. Er räumte einen Verstoß gegen das Ministergesetz ein und zahlte umgehend nach.

Zuletzt landete der Regierungschef einen Coup, für den er auch im Ausland gefeiert wurde: Er ernannte mit Aygül Özkan die erste deutsch-türkische Ministerin in Deutschland und trat damit für eine Öffnung der CDU ein.

Wulff war einst ein "junger Wilder" in der Partei, inzwischen ist er ein Konservativer der Mitte. Er steht für einen wirtschaftsliberalen Kurs der CDU. Das einstige Image des Langweilers, das ihm zu Oppositionszeiten anhaftete, konnte Wulff als Regierungschef abstreifen.

Vor vier Jahren gab er nach langjähriger Ehe die Trennung von seiner Frau bekannt. Mit seiner zweiten Frau Bettina posiert er schon mal für Fotos in Boulevardmagazinen. Auch Privates ist für das Paar, das einen gemeinsamen zweijährigen Sohn hat, nicht tabu - zuweilen plaudert es in Talkshows.

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