Die Stimme der Unzufriedenen

Die Podiumsdiskussion "Ökumene light? Was beim Kirchentag nicht auf der Agenda steht" sorgte am letzten Abend des Ökumenischen Kirchentags für einen vollen Saal - obwohl dies keine offizielle Veranstaltung war.

München. Es ist der letzte Abend des Ökumenischen Kirchentags. Der Hörsaal der Technischen Universität München ist rappelvoll. Dabei ist gar keine offizielle Veranstaltung des Programms vorgesehen. "Ökumene light? Was beim Kirchentag nicht auf der Agenda steht" lautet das Thema der Podiumsdiskussion.

Und zumindest ein Gast legt nahe, warum die Bewerbung bei den Kirchentagsorganisatoren keine Gnade fand: Gotthold Hasenhüttl, jener inzwischen vom Priesteramt suspendierte Theologieprofessor mit entzogener Lehrerlaubnis, der 2003 beim 1. Ökumenischen Kirchentag in Berlin zum Abendmahlsgottesdienst nach katholischem Ritus auch ausdrücklich Nichtkatholiken eingeladen hatte.

Die Basisgruppen "Kirche von unten" und "Wir sind Kirche" sowie die Zeitschrift Publik-Forum haben die Diskussion trotzdem ermöglicht. Und sie wird zum Ventil für diejenigen, die den Kirchentagsorganisatoren zu gefällige Kompromisse und Schönfärberei der ökumenischen Wirklichkeit vorhalten. Lautes Lachen im Auditorium ruft beispielsweise das Zitat der Generalsekretärin des Evangelischen Kirchentags, Ellen Ueberschär, hervor, die Ökumene sei "auf einem Höhepunkt angekommen".

Die Podiumsteilnehmer, neben Hasenhüttl noch der Religionspädagoge Fulbert Steffensky, die altkatholische Priesterin Angela Berlis und der Jesuit und Sozialethiker Friedhelm Hengsbach, wehren sich gegen den Vorwurf, die Abendmahlsfrage werde politisch missbraucht. "Die katholische Kirche missbraucht die Abendmahlsfrage als Abgrenzung gegenüber den anderen Konfessionen", kontert Hasenhüttl.Dass auch Laienveranstaltungen wie die Kirchentage keine Orte ungetrübter Denkfreiheit sind, daran erinnert Steffensky, selbst seit Jahren einer der Stars dieser Christentreffen.

Seine inzwischen verstorbene Frau Dorothee Sölle sei lange nicht zum Kirchentag eingeladen worden "und jetzt zeigt man beim Eröffnungsgottesdienst ihr Bild. Ich traue auch den Laien nicht so ganz."Und Hengsbach sieht auf Seiten der katholischen Amtskirche ein Ökumeneverständnis, das allein zum Ziel habe, andere Konfessionen wieder vollständig zu integrieren.

"Aber nicht die katholische Kirche ist das Ziel der Ökumene, sondern Jesus Christus und das Reich Gottes."Dass zeitgleich noch von der Polizei geschätzte 2500 Kirchentagsbesucher in der Münchner Innenstadt eine Kette für das gemeinsame Abendmahl der Konfessionen bilden, macht deutlich: Zumindest ein Teil der Ökumenebewegung misstraut den allzu harmonisierenden Stellungnahmen der Kirchentagsspitze und verlangt deutlichere Fortschritte.

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