Die Piraten: Männlich, jung und ständig online

8,9 Prozent hat die Partei in Berlin geholt — als Neuling. Sie ist ein Phänomen der Großstädte.

Berlin. Sie sind jung, sie fühlen sich im Internet zu Hause, und sie gelten seit ihren 8,9 Prozent in Berlin als die Aufsteiger in der deutschen Politik — ansonsten aber ist über die Piratenpartei wenig bekannt. Wer sind die Piraten und wer wählt sie? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Die Piratenpartei mit ihren rund 12 000 Mitgliedern ist die jüngste Partei Deutschlands. Der Schnitt liegt bei 31 Jahren, die Männer überwiegen deutlich. Das zeigt sich auch in der neuen Fraktion in Berlin: Unter den 15 Piraten ist nur eine Frau. Die Anhänger kommunizieren vor allem online über soziale Netzwerke, haben oft auch beruflich oder im Studium viel mit dem Internet zu tun und wollen sich insbesondere für Datenschutz im Netz, mehr Transparenz und mehr Bürgerbeteiligung in der Politik einsetzen.

Die Struktur der Piraten-Wählerschaft ähnelt stark der ihrer Mitglieder. 15 Prozent der Unter-30-Jährigen in Berlin wählten Piraten, bei den Männern sogar jeder Fünfte. Auch bei den gebildeten Wählern von Anfang bis Mitte 30 sowie bei Menschen ohne Arbeit waren sie stark. Die Partei bekam vor allem aus dem Lager der Nichtwähler und aus dem linken Milieu Stimmen. Sie wurde laut Forschungsgruppe Wahlen insbesondere aus Unzufriedenheit mit der Politik gewählt. Viele sprach offenbar auch der offensive und ironische Wahlkampf an.

Wahlforscher betonen, dass die Piraten für Wahlerfolge auf Großstädte mit vielen gebildeten jungen Menschen angewiesen seien. In Berlin hatten sie also optimale Bedingungen. „In Flächenländern wird es hingegen schwierig“, sagt der Berliner Politologe Oskar Niedermayer.

Bei allen anderen Wahlen seit dem ersten Antreten 2008 verfehlte die Partei den Parlamentseinzug deutlich. Bei der NRW-Landtagswahl 2010 kam sie lediglich auf 1,5 Prozent, bei der Bundestagswahl 2009 erreichte sie immerhin zwei Prozent.

Oskar Niedermayer geht nicht davon aus, dass die Piraten eine Eintagsfliege sind. „Ich glaube, dass sie nach fünf Jahren noch da sind.“ Große Erfolge traut er ihnen allerdings nur in Großstädten zu. Und auch die Aufmerksamkeit der Medien habe den Piraten sehr geholfen, sagt er. Diese dürfte bald abnehmen. Für die etablierten Parteien werde es dennoch nicht einfach, auf diesen Erfolg zu reagieren, meint Niedermayer. „Man kann die Wähler nicht vollständig zurückholen.“

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