Die Hoffnungsmenschen

In der Veranstaltungsreihe "Weiter Segen sein" werden Menschen vorgestellt, denen die Ökumene am Herzen liegt und die Hoffnung machen.

München. "Damit ihr Hoffnung habt", lautet das Leitwort des Ökumenischen Kirchentags in München. Doch woher nehmen, wenn Kirchenleitungen und -skandale den Gläubigen das Leben schwer machen? Von den vielen Einzelbeispielen, die in den rund 3000 Veranstaltungen gegeben werden. Ein Abend trägt sogar ausdrücklich den Titel "Hoffnungsmenschen".

Seit dem 1. Ökumenischen Kirchentag 2003 besteht die Veranstaltungsreihe "Weiter Segen sein" in Anspielung auf das damalige Leitwort "Ihr sollt ein Segen sein". In einer Mischung aus Talk und Musik der Kölner Band Ruhama werden Menschen vorgestellt, denen die Ökumene am Herzen liegt und die Hoffnung machen. Diesmal mit dabei: der Kölner Pfarrer Franz Meurer, Schwester Jordana Schmidt aus Schwalmtal, bekannt aus dem "Wort zum Sonntag", die Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) und der Tübinger Theologe Hans Küng.

Meurer, der Kölner Tausendsassa, ist nicht nur unerschöpfliche Ideenquelle in seiner Heimatgemeinde im problematischen Stadtteil Höhenberg, sondern auch immer für knackige Zitate gut. Zum Beispiel "Ökumenisch ist immer doppelt so gut und halb so teuer". Oder als Kommentar zu den von seiner Gemeinde angebotenen Sexualkursen: "Da lernen die Menschen die Liebe dort, wo es sich gehört - in der Kirche.""Kirche ist nicht das, was Rom vorgibt oder manche Bischöfe", geht auch Schwester Jordana Schmidt auf Distanz zu mancher Lehrmeinung. Aber selbst wenn sie sich manchmal mit dem System Kirche schwertue: "Ich bin gerne Christin und gerne Ordensfrau."

Der neuen Ministerpräsidentin von Thüringen und damit Nachfolgerin von Dieter Althaus gibt die Kirche sogar das Gefühl innerer Unabhängigkeit: "Ich kann jederzeit wieder meinen Dienst tun in meiner Kirche", sagt die Pfarrerin Christine Lieberknecht. Derzeit ist ihre ausgleichende Art, die von Achtung auch gegenüber dem politisch Andersdenkenden geprägt ist, aber noch gefragt im politischen Geschäft.

Seit Ende Oktober führt sie in Erfurt eine Große Koalition.Auch Hans Küng, der große katholische Kritiker und Papstwidersacher, beharrt trotz Entzugs der Lehrbefugnis auf der Mitgliedschaft in seiner Kirche. "Man kann ja auch nicht aus der BRD auswandern, wenn man nicht mit der Regierung einverstanden ist." Mit seiner Idee des Weltethos verfolgt er seit Jahren den Versuch, aus den gemeinsamen Grundlagen der Weltreligionen ein allgemeingültiges Regelwerk zu etablieren.

Auf die spitzfindige Frage, ob er wohl gerne Papst geworden wäre, antwortet er schlagfertig mit einem Satz Karl Barths: "Einen Tag wäre ich gerne Papst geworden. Dann hätte ich alles geregelt, was ich regeln wollte.""Ihr seid der Hoffnung Gesicht", heißt es in einer Liedzeile der Band Ruhama. Es sind Hoffnungsmenschen wie diese, die den Kirchentagsbesuchern das andere Gesicht der Institution Kirche vermitteln - und ihnen den Verbleib erleichtern.

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