Die Affäre um „Prinz Jean“ bringt Sarkozy in die Defensive

Die Karrierepläne seines Sohns schaden dem Präsidenten. Selbst aus der eigenen Partei kommt Kritik.

Paris. Wenn es um seine Familie geht, ist Nicolas Sarkozy empfindlich. Er verbirgt nicht, dass er sich beim Streit um die Blitzkarriere seines Sohnes Jean persönlich angegriffen fühlt. Vermutlich hatte er nicht damit gerechnet, dass dies so viel Aufregung hervorruft.

Die Opposition hatte sich angesichts interner Streitigkeiten schon ganz andere Gelegenheiten entgehen lassen, den Präsidenten anzugreifen. Und dass Sprösslinge führender Politiker auf begehrte Posten gehievt werden, wurde in Frankreich bislang weitgehend akzeptiert.

Aber die Affäre um "Prinz Jean" hat heftigen Unmut ausgelöst, bis tief in die eigenen Reihen hinein. Jeder zweite Anhänger des Regierungslagers kritisiert, dass der 23-Jährige demnächst Verwaltungsratschef einer wichtigen Behörde werden soll, die sich um den Ausbau des Geschäftsviertels La Défense kümmert.

Kurz vor der Halbzeit seines ersten Mandats scheint der Präsident einen Tiefpunkt erreicht zu haben - überall schlägt ihm Gegenwind entgegen. Es gelingt ihm kaum noch wie zu Beginn seiner Amtszeit, die Themen selber zu setzen. Anfangs schaffte er dies in einem Tempo, dass die Medien kaum hinterherkamen, alles zu analysieren.

Ein Bild jagte das nächste, Sarkozy schien wie ein Zauberer, der immer wieder neue Überraschungen aus dem Hut zog. Derzeit kann er nur noch reagieren. Und selbst das wirkt in den Augen seiner Kritiker hilflos.

Erst überließ er es seinen Getreuen, den rasanten Aufstieg von Sarkozy Junior zu verteidigen. Dann ging Sarkozy zum Gegenangriff über und versuchte, die Aufmerksamkeit auf andere Themen zu lenken: Eine Grundsatzrede zur Schulreform, ein lange aufgeschobener Besuch im lothringischen Gandrange, das für viele zum Symbol eines gebrochenen Versprechens geworden war. "Wir lassen Euch nicht fallen", hatte Sarkozy dort 600 von der Entlassung bedrohten Stahlarbeitern im Februar 2008 gesagt - wenige Wochen später wurde das Werk dennoch geschlossen.

Und schließlich: ein doppelseitiges Interview mit fünf Journalisten der Zeitung "Le Figaro", illustriert mit zahlreichen Fotos eines ungewohnt zurückhaltend wirkenden Präsidenten. "Auf wen zielt diese Polemik ab? Nicht auf meinen Sohn, auf mich", klagte er. "Gibt es ein Alter, um kompetent zu sein?" fragte er. Er plädiere für eine Verjüngung der politischen Eliten.

Einen anderen Günstling hätte Sarkozy angesichts der heftigen Polemik möglicherweise längst fallen lassen. Bei seinem eigenen Sohn geht das nicht, zumal dieser offensichtlich in Absprache mit Papa öffentlich verkündet hat, er werde dies nun bis zum Ende durchziehen.

Es bleibt noch der Ausweg, dass die übrigen Mitglieder des Verwaltungsrats, die mehrheitlich dem Regierungslager angehören, den jungen Sarkozy nicht wählen. Aber das würden sie ohne Direktive kaum tun. So bleibt Sarkozy das Dilemma: Wenn er einknickt, zeigt er Schwäche, wenn nicht, bleibt er in dieser Affäre angreifbar.

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