Debatten und Studien um alternative Medizin Globuli als Ersatz für Antibiotika?

Düsseldorf · Bayern beschließt umstrittene Studie. Streit um wissenschaftlich basierte und „sanfte“ Medizin. Heilpraktiker auf dem Prüfstand.

 Blick in einen Schrank auf Fläschchen mit homöopathischen Präparaten in der Praxis einer Heilpraktikerin

Blick in einen Schrank auf Fläschchen mit homöopathischen Präparaten in der Praxis einer Heilpraktikerin

Foto: Frank Rumpenhorst

Homöopathie und die Tätigkeit von Heilpraktikern – der Streit um die sanfte oder alternative Medizin in Abgrenzung zur evidenzbasierten, wissenschaftlich fundierten Medizin spitzt sich derzeit an drei Fronten zu.

Der bayerische Landtag beschloss am Donnerstag, dass durch eine medizinische Studie geklärt werden soll, ob durch homöopathische Mittel (Globuli) der Einsatz von Antibiotika reduziert werden kann. Hintergrund:  Man will etwas dagegen tun, dass der wachsende und nicht zielgenaue Einsatz von Antibiotika die Verbreitung resistenter Krankheitserreger begünstigt. Per Studie soll untersucht werden, ob für eine Reduktion des Antibiotika-Einsatzes homöopathische Präparate eine „positive Rolle spielen“ können. Dominik Spitzer, der für die FDP im bayerischen Landtag sitzt, geißelte das Vorhaben als fahrlässig. Bereits mit der Fragestellung werde suggeriert, dass Globuli multiresistente Keime bekämpfen könnten.

Für die Grünen hat das Thema besonderes Konfliktpotenzial

Auch die Grünen zerreißt es bei diesem Thema. Vor dem Bundesparteitag am nächsten Wochenende in Bielefeld hat die Parteispitze die brisante Fragestellung, ob die gesetzlichen Krankenkassen homöopathische Anwendungen weiterhin finanzieren sollen, leicht entschärft. Bei einem nicht unerheblichen Teil der Parteimitglieder und ihren Anhängern stehen „sanfte Heilmethoden“ hoch im Kurs. Da lag in dem angekündigten Antrag einiger Parteimitglieder, die  Kassenfinanzierung zu beenden, viel Konfliktpotenzial. Um es nicht zur  Zerreißprobe kommen zu lassen, ist nun vorgesehen, auf dem Parteitag zunächst eine klare Haltung zu vermeiden. Bis zum übernächsten Parteitag im November 2020 soll eine Kommission eine Positionierung zu diesem Thema vorlegen.

Das dritte argumentative Aufeinandertreffen von alternativer und evidenzbasierter Medizin deckten das ARD-Magazin Panorama und das Onlinemagazin MedWatch auf. Danach hat die Bundesregierung ein Gutachten ausgeschrieben, in dem Wissenschaftler klären sollen, wie das für Heilpraktiker maßgebliche Recht neu geregelt werden soll. In der Ausschreibung für das Gutachten findet sich auch die grundsätzliche Frage, ob der Heilpraktiker-Beruf in Zukunft ganz entfallen sollte. Eben das hatte unlängst ein Initiative von Medizinrechtlern, Medizinethikern und Medizinern gefordert. Diese hatten in ihrem „Münsteraner Memorandum“ die „unangemessene Ausbildung und die meist unhaltbaren Krankheitskonzepte der Heilpraktiker“ angeprangert. Anders als Mediziner, die erst nach langjährigem Studium praktizieren  dürfen, können Heilpraktiker nach einer entsprechenden Ausbildung eine gesundheitsamtliche Erlaubnis zum Tätigwerden nach einer Kenntnisüberprüfung zu gesundheitlichen Grundfragen erlangen. Ein Hauptschulabschluss reicht aus.

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