Erneuter Zitteranfall Das ist Merkels Erklärung zu ihrem erneuten Zitteranfall

Berlin · Die Kanzlerin erleidet ihren dritten Zitteranfall innerhalb weniger Wochen. Sie selbst findet dafür eine psychologische Erklärung.

 Bundeskanzlerin Angela Merkel gibt nach ihrem Zitteranfall eine Erklärung ab.

Bundeskanzlerin Angela Merkel gibt nach ihrem Zitteranfall eine Erklärung ab.

Foto: dpa/Michael Kappeler

„Mit geht es sehr gut, man muss sich keine Sorgen machen.“ So reagierte am Mittwochnachmittag Angela Merkel. Rund eine Stunde zuvor stand die Regierungschefin auf dem Ehrenhof des Bundeskanzleramtes neben dem finnischen Ministerpräsidenten Antti Rinne. Merkel hörte die Nationalhymne – und fing wieder an zu zittern. Berlin ist nun erneut beunruhigt. Das Zittern der Kanzlerin wird immer mehr zum Politikum.

„Ich habe neulich schon einmal gesagt“, erläuterte sie während der Pressekonferenz mit ihrem finnischen Gast, „dass ich in einer Verarbeitungsphase der letzten militärischen Ehren bin mit dem Präsidenten Selenskyj. Die ist offensichtlich noch nicht ganz abgeschlossen“, so Merkel lächelnd. „Aber damit muss ich jetzt eine Weile leben.“

Gemeint war der erste Zitteranfall beim Besuch des neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Damals erklärte die Regierungschefin, sie habe vorher zu wenig getrunken, drei Glas Wasser hätten geholfen. Das beruhigte die Öffentlichkeit. Doch dann folgte der zweite Anfall vor genau zwei Wochen während der Ernennung der neuen Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) im Schloss Bellevue. Aus ihrem Umfeld wurde seinerzeit gestreut, dass das erneute Zittern psychologisch bedingt sei. Die Erinnerung an die erste Attacke habe die zweite ausgelöst. Seitdem sind selbst internationale Medien und Beobachter alarmiert. Merkels Verfassung war sogar Thema beim G20-Gipfel im japanischen Osaka, zu dem sie im Anschluss an den Vorfall in Bellevue reiste. Aus der CDU hieß es, Merkel habe zuletzt sehr ausgelaugt gewirkt.

Auf die Nachfrage eines Journalisten, ob sie ihren Gesundheitszustand nicht doch öffentlich machen müsse, sagte Merkel gestern: „Ich glaube, dass meine Äußerungen dazu getan wurden heute.“ Sie ergänzte: „Und ansonsten bin ich ganz fest davon überzeugt, dass ich gut leistungsfähig bin.“ Zuvor hatte man Merkel entspannt mit dem finnischen Ministerpräsidenten auf dem Balkon des Kanzleramtes gesehen. In der Hand ein Glas Wasser. Alles wieder in Ordnung, war die Botschaft.

Gleichwohl ist ihre Verfassung jetzt vollends zum Politikum geworden. Die Zurückhaltung der Medien bröckelt. Das bekam während der Regierungspressekonferenz die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer zu spüren. Merkel gehe es offenbar nicht gut, wurde ihr gesagt. Sie wurde gefragt, welche Ursache es dafür gebe? „Ich kann ihnen sagen, der Bundeskanzlerin geht es gut“, wehrte Demmer mehrfach ab. Zahlreiche weitere Fragen nach einer aktuellen ärztlichen Behandlung oder nach medizinischen Maßnahmen beantwortete sie nicht. Merkel habe in den vergangenen drei Wochen alle Termine „bester Dinge absolviert“.

Das stimmt. Die Kanzlerin hat kaum Pausen eingelegt, so viel steht fest. Manch einer in Berlin fühlt sich jedoch inzwischen an den Halbsatz bei ihrer Abdankung als Parteivorsitzende erinnert: Sie wolle ihre Zusage einlösen, bis 2021 Kanzlerin zu bleiben – „wenn die Gesundheit es zulässt“. Ist das noch der Fall? Der Verdacht, dass dem nicht mehr so sein könnte, ist nach dem dritten Zitteranfall nun erst Recht in der Welt. Merkel, so betonten zuletzt Parteifreunde, sei auch nur ein Mensch. Am kommenden Mittwoch wird sie 65 Jahre alt.

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