Das Ende einer Ära bei den Grünen

Trittin weicht dem Druck, Hofreiter kandidiert als Nachfolger.

Berlin. Hauen und Stechen bei den Grünen: Nicht nur an der Parteispitze hat das schwache Ergebnis bei der Bundestagswahl personelle Konsequenzen. Auch Jürgen Trittin kündigte am Dienstag seinen Rückzug vom Fraktionsvorsitz der Partei an. Seine Co-Vorsitzende Renate Künast warf ebenfalls das Handtuch.

Die erste grüne Fraktionssitzung, an der neben den neuen auch die alten Abgeordneten teilnahmen, geriet am Dienstag zum Scherbengericht über den verpatzten Wahlausgang. Gleich am Anfang gab Trittin bekannt, nicht mehr für den Fraktionsvorsitz zu kandidieren. „Er ist der Vater der gescheiterten Wahlstrategie. Deshalb steht auch er zur Disposition“, hieß es im Realo-Flügel. Trittin wird vor allem das Steuerkonzept angelastet, das laut Demoskopen zur grünen Wahlpleite beigetragen hat.

Für den Fraktionsvorsitz kandidiert nun der Parteilinke Anton Hofreiter (43, Foto). Der Bayer sitzt seit 2005 im Bundestag und war dort zuletzt Vorsitzender des Verkehrsausschusses. Für den Co-Chefposten der Fraktion — und damit auf dem „Realo-Ticket“ — kündigte Katrin Göring-Eckardt ihre Kandidatur an. Sie würde Künast (57) ablösen.

Göring-Eckardts Kandidatur ist freilich umstritten. Die 47-jährige Thüringerin war im Wahlkampf Spitzenkandidatin neben Trittin. Viele Grüne machen auch sie für das schlechte Abschneiden verantwortlich. Im Lager der Realos wurde Görings-Eckardts Vorstoß jedoch mit dem Hinweis gerechtfertigt, dass es für den notwendigen personellen Neuanfang eine „gesunde Mischung“ aus frischen und erfahrenen Leuten geben müsse. Die Fraktionsspitze soll am 8. Oktober gewählt werden.

Eine Woche später droht den Grünen ein weiteres Kräftemessen. Dann soll die Fraktion ihren Kandidaten für den grünen Vize des Bundestagspräsidenten bestimmen. Bislang hatte Göring-Eckardt diesen Posten inne. Am Dienstag kündigte Claudia Roth (58) ihre Bewerbung an und verband dies mit dem Verzicht auf eine erneute Kandidatur für den Parteivorsitz. Kurz drauf wurde bekannt, dass auch Künast den Job anstrebt. Damit läuft alles auf ein Duell hinaus.

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