Bundeswehr zeichnet Soldaten aus

Erstmals wieder Orden für Tapferkeit im Einsatz.

Berlin. Die Premiere lief steif über die Bühne. Eine Feier im kleinen Kreis, fast familiär, nur ganz wenige handverlesene Soldaten und dazu Würdenträger, kein Trommelwirbel, und nicht mal die Nationalhymne wurde gespielt, als im Kanzleramt zum ersten Mal das "Ehrenkreuz für Tapferkeit" an vier Soldaten für ihren Einsatz in Afghanistan verliehen wurde. Bei einem Selbstmordattentat hatten sie Kameraden und einheimischen Kindern das Leben gerettet.

Es war eine Feierstunde der leisen Signale. Und ein Zeichen war es, dass Kanzlerin Angela Merkel es sich am Montag nicht nehmen ließ, persönlich die Orden an den Oberfeldwebel Markus Geist und die drei Hauptfeldwebel Jan Berges, Alexander Dietzen und Henry Lukacz zu verleihen. Alle vier sind längst Berufssoldaten und zwischen 28 und 33 Jahre alt.

Sie leisteten ihren Dienst beim Fallschirmspringer-Bataillon in Zweibrücken, und hätte der Zufall sie nicht zusammen gebracht, dann hätte man glatt einen regionalen Proporz bei der Ehrung vermutet: Geist kommt aus Bayern, Berges aus dem nordrhein-westfälischen Siegen, Dietzen aus Kaiserslautern und Lukacz aus Jena.

Als die Vier an jenem 20. Oktober 2008 an den Tatort des Anschlags kamen, stand ein Fahrzeug der Bundeswehr bereits in Flammen. In diesem Moment hatte Lukacz nur einen Gedanken: "Ich muss die Jungs rausholen." Es war im Norden, in der Ortschaft Haji Amanulla, ein Mann hatte sich per Fahrrad dem Fahrzeug genährt und sich in die Luft gesprengt. Zwei Soldaten waren sofort tot, zudem fünf afghanische Kinder, die in der Hoffnung auf ein paar Geschenke das Fahrzeug umkreist hatten. Lukacz und seine Kameraden waren zuerst vor Ort. Sie zogen Soldaten aus dem brennenden Wrack heraus, brachten sie in Sicherheit und versorgten die Verletzten.

Am Montag wurden bei einem erneuten schweren Anschlag der Taliban am Bundeswehr-Standort Kundus vier Amerikaner getötet.

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